Proteste in Ägypten: Viele Verletzte und Tote

(03.02.2012/dpa)

Am Freitagmorgen kam es in Kairo in der Nähe des Innenministeriums bei Protesten gegen den Militärrat erneut zu blutigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Nach Informationen des Nachrichtensenders Al-Arabija starb ein Demonstrant, der von einem Gummigeschoss getroffen worden war. Hunderte Zivilisten seien verletzt worden.

Am Donnerstag waren bei ähnlichen Auseinandersetzungen bereits 60 Polizisten und 900 Zivilisten verletzt worden. In der Stadt Sues starben in der Nacht zwei Menschen, etwa 30 wurden nach Informationen der staatlichen Medien verletzt. Aktivisten erklärten, die Polizei habe willkürlich in die Menge geschossen. Die staatliche Nachrichtenagentur Mena berichtete, Zivilisten hätten verhindert, dass Plünderer in die Filiale einer ausländischen Bank in der Stadt eindringen.

Nach Angaben aus ägyptischen Sicherheitskreisen sollen Unbekannte in derselben Nacht auf der Sinai-Halbinsel eine Polizeiwache mit Panzerfäusten, automatischen Waffen und schultergestützten Flugabwehrraketen angegriffen haben. Bewohner der Region äußerten die Vermutung, dass es sich um einen Racheakt handele. Am vergangenen Mittwoch waren an einer Straßensperre in dem Bezirk Nachel, in dem die Polizeistation liegt, zwei junge Männer erschossen worden. Für den Freitagnachmittag wurden weitere Protestaktionen in Kairo angekündigt. Nicht abwegig scheint aber auch die Vermutung, dass sie im Auftrag des Militärs handelten, der ein Interesse daran hat, sich gegenüber der Mehrheit der Bevölkerung als Ordnungsfaktor inszenieren zu können.

Auslöser der Unruhen waren die blutigen Ausschreitungen im Fußballstadion der Stadt Port Said, bei denen am Mittwochnachmittag 74 Menschen ums Leben gekommen waren. Aktivisten der Demokratiebewegung und Menschenrechtler machen die Militärs dafür verantwortlich. Sie vermuten, dass die Krawalle auf dem Spielfeld von bezahlten Schlägertrupps provoziert wurden, um Chaos zu schaffen. Der Polizei, die bei dem Spiel für Ordnung hätte sorgen sollen, werfen sie Untätigkeit vor.

Viele der mittlerweile 53 festgenommen angeblichen Aufrührer seien unschuldige Jugendliche. Die Menschenrechtler forderten die Staatsanwaltschaft zudem auf, in dem gleichen Verfahren gegen den Vorsitzenden des Obersten Militärrates, Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi, Innenminister Muhammed Ibrahim und Ministerpräsident Kamal al-Gansuri sowie fünf weitere Funktionäre zu ermitteln.

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