Reaktionen auf den Tod von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il

(19.12.2011/dpa)

Die Nachfolge für den langjährigen Staatsführer, der am Samstag während einer Inspektionsreise mit dem Zug an einem Herzinfarkt gestorben ist, scheint weitgehend geklärt. Als Favorit gilt der jüngste Sohn Kim Jong Un, der im September 2010 in die erweiterte Führungsriege der Arbeiterpartei aufgenommen worden war. Das Regime rief die Bevölkerung auf, sich hinter den knapp 30-Jährigen zu stellen, der als Schüler in der Schweiz gelebt haben soll. Kim senior hatte seinen Sohn auf die Machtnachfolge in dritter Generation vorbereitet.

„Es ist der größte Verlust für unsere Partei und der größte Trauerfall für das Volk“, sagte eine in schwarz gekleidete nordkoreanische Nachrichtensprecherin mit Tränen in den Augen. Die Trauerfeierlichkeiten für Kim, der die Macht nach dem Tod seines Vaters und „ewigen Präsidenten“ Kim Il Sung 1994 übernommen hatte, wurden für Mittwoch in Pjöngjang angekündigt. Kims Sohn sei zum Vorsitzenden der Beisetzungskommission für seinen Vater ernannt worden, hieß es heute. Das Begräbnis soll am 28. Dezember sein. Das chinesische Fernsehen zeigte unterdessen trauernde Massen in Nordkorea.

Der Tod Kims löste derweil Sorgen über eine möglicherweise einsetzende Instabilität in der Region aus. Das Nachbarland Südkorea ordnete höchste Alarmbereitschaft für die Streitkräfte an. Beide Staaten befinden sich völkerrechtlich seit dem Ende des Korea-Kriegs (1950-53) noch im Kriegszustand. Japan berief seinen Sicherheitsrat ein.

Der japanische Ministerpräsident Yoshihiko Noda wies das Verteidigungsministerium und andere Regierungsstellen an, sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Japan stehe mit seiner Schutzmacht USA sowie China und Südkorea bereits in engem Kontakt, meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo.

Die Bundesregierung sieht in der Entwicklung auch eine Chance: Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin rief die neue Führung in Pjöngjang heute zu einer politischen und wirtschaftlichen Öffnung des Landes auf. Nach Ansicht des britischen Außenministers William Hague könnte der Tod Kims eine Wende in der Politik des kommunistischen Landes ermöglichen. Die Nachfolger müssten anerkennen, dass die Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft die beste Möglichkeit biete, die Lebensqualität des Volkes zu heben, sagte Hagues.

Aus Washington hieß es in einer ersten Reaktion: Präsident Barack Obama „wurde informiert und wir stehen im engen Kontakt mit unseren Verbündeten in Südkorea und Japan“.

Nordkoreas Nachbar Russland zeigte sich gelassen: „Dieser für Nordkorea schmerzliche Verlust wird die weitere Entwicklung unserer freundschaftlichen Beziehungen nicht bremsen“, sagte Außenminister Sergej Lawrow.

China sprach Nordkorea sein „tiefstes Beileid“ aus. Dem nordkoreanischen Volk gelte das „aufrichtige Mitgefühl“ seines Landes, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua einen Sprecher des Außenministeriums in Peking. Nordkorea-Experten in China äußerten aber auch die Sorge vor einer Instabilität im Nachbarland.

Die asiatischen Börsen wurden von der Nachricht am Montag belastet: Die stärksten Kursverluste gab es in Südkorea: Der Leitindex in Seoul sackte in der Spitze um bis zu fünf Prozent ab. In Tokio und Hongkong ging es um etwa ein Prozent bergab. Analysten führten die Verluste auf die Angst vor einer politischen Krise zurück.

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