Report zu Nordirlands „Bloody Sunday“ gibt Militär Schuld

(15.06.2010/dpa)

Fast 40 Jahre nach dem „Bloody Sunday“ in Nordirland hat eine neue Untersuchung erstmals eindeutig das Militär für das Massaker verantwortlich gemacht. Die britischen Soldaten, die im Jahr 1972 die 14 unbewaffneten Zivilisten bei einer Demonstration erschossen hatten, hätten „ungerechtfertigt und unvertretbar“ gehandelt, sagte der britische Premierminister David Cameron am Dienstag bei der Vorstellung des Berichts in London. „Was am Bloody Sunday geschah, war falsch.“

Gleichzeitig entschuldigte sich Cameron als erster britischer Premier ausdrücklich für die Taten. „Die Regierung ist letzten Endes für das Verhalten des Militärs verantwortlich. Im Namen der Regierung und des Landes sage ich: Es tut mir zutiefst Leid.“ Die Soldaten seien bei dem Bürgerrechtsmarsch in der nordirischen Stadt Londonderry – entgegen ihren bisherigen Behauptungen – nicht zuerst beschossen worden. Einige hätten die Selbstkontrolle verloren. Keines der Opfer hätte eine Gefahr für die Soldaten dargestellt, so Cameron.

Der sogenannte „Saville-Report“ ist die teuerste und längste Untersuchung in der britischen Geschichte. Die Arbeiten dauerten zwölf Jahre und kosteten umgerechnet rund 230 Millionen Euro. Der Bericht beleuchtet eines der düstersten Kapitel des Nordirland- Konflikts zwischen Katholiken und Protestanten.

Im Januar 1972 hatten die Fallschirmjäger 13 katholischen Zivilisten erschossen, ein 14. starb Monate später im Krankenhaus. Der Konflikt zwischen pro-britischen Protestanten und pro-irischen Katholiken eskalierte danach und verschaffte militanten Gruppen wie der katholischen IRA starken Zulauf. In dem Kampf kamen seit den 60er Jahren mehr als 3500 Menschen um.

Eine erste Untersuchung des „Blutsonntags“ im Jahr 1972 hatte die Armee von der Schuld befreit. Unter massivem Druck der Angehörigen kündigte der damalige Premier Tony Blair 1998 jedoch eine erneute Prüfung an. In Londonderry verfolgten am Dienstag tausende Menschen die Veröffentlichung vor einer Großbildleinwand. Nach Camerons Erklärung brandete lauter Jubel auf.

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