Revolution in Kirgisistan: Übergangsregierung erhält russische Hilfe

(09.04.2010/dpa)

Nach dem blutigen Volksaufstand in der zentralasiatischen Republik Kirgistan hat sich die Lage weitgehend normalisiert. Das Militär und die Polizei sowie Bürgerwehren hatten die Situation in der Hauptstadt Bischkek in der Nacht zum Freitag unter Kontrolle gebracht. Eine Übergangsregierung unter Führung von Rosa Otunbajewa hat die Macht übernommen. Der gestürzte Staatschef Kurmanbek Bakijew lehnt einen Rücktritt zur Stunde ab und hat der neuen Führung Verhandlungen angeboten. Er ist im Süden des Landes untergetaucht.

Während die russische Regierung der neuen Führung der ehemaligen Sowjetrepublik Hilfe zusagte, ist die Europäische Union  noch unentschlossen, ob sie die Übergangsregierung anerkennen soll. Die  EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton entsandte zunächst einmal den Franzosen Pierre Morel als ihren Sonderbeauftragten in die Hauptstadt Bischkek, um die Lage vor Ort zu sondieren. Er werde dort „mit Vertretern aller Seiten Kontakt aufnehmen“, sagte Ashtons  Sprecherin am Freitag.

Kirgistans Interimsregierung macht den Bruder des gestürzten Präsidenten, Zhanysch Bakijew, für die Todesopfer bei den jüngsten Krawallen persönlich verantwortlich. Er sei für die Bewachung staatlicher Behörden zuständig gewesen, meldete die russische Agentur Ria Novosti am Freitag.

Insbesondere vor dem Regierungssitz in der Hauptsadt Bischkek war die Polizei gewaltsam gegen die Demonstranten vorgegangen. Insgesamt hat es bei den Unruhen mindestens 76 Todesopfer und mehr als 1.500 Verletzte gegeben.

Anlass für die Unruhen waren eine 200prozentige Erhöhung der Preise für Strom und Heizung. Zuvor hatten sich die Lebensbedingungen für die Mehrheit der zum großen Teil in bitterer Armut lebenden Bevölkerung nach der „Tulpenrevolution“ des Jahres 2005 kontinuierlich weiter verschlechtert. Damals war Bakijew an die Macht gekommen: ebenfalls durch einen Volksaufstand.

Drucken

Drucken

Teilen