Spiegel: Kundus-Bombardement war Kriegsverbrechen

(01.02.2010/dpa)

Bei dem vom deutschen Oberst Klein befohlenen Luftangriff auf zwei Tanklastwagen am 4. September 2009 handelt es sich eindeutig um ein Kriegsverbrechen. Das jedenfalls ist die Bewertung die das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ in seiner Montagsausgabe vornahm.  „Während die Deutschen weiter glauben wollten, man könne Panzer in die Welt schicken, aber nur um Brücken zu bauen, machten sich ihre Soldaten draußen in der Welt eines Verbrechens schuldig. Nichts anderes war der Luftschlag von Kundus, und zwar ungeachtet dessen, ob juristische Prüfungen am Ende zu anderen Schlüssen kommen, ungeachtet dessen auch, dass den befehlshabenden Offizieren, allen voran Oberst Klein, der Vorsatz, gezielt Zivilisten zu töten, nicht zu unterstellen ist. Wo aber im Zuge einer tödlichen militärischen Operation derart fundamental Einsatzregeln gebrochen werden, wo letztlich ohne Not, ohne eine unmittelbare Gefahr Bomben auf eine Menschenmenge abgeworfen werden, ist ein Verbrechen anzuzeigen.“

Den ersten Teil seiner 22-Seiten starken Chronologie des Kundus-Massakers und seiner Vertuschung durch die Bundesregierung nennt das Magazin konsequenterweise „Die Geschichte eines Kriegsverbrechens“. Die Annahme, dass „das Bombardement unschuldiger Menschen, befohlen durch einen deutschen Oberst,“ heute „politisch einigermaßen abgegolten“ sei, bezeichnete das Blatt als Irrtum. Dem Kundus-Untersuchungsausschuss stehe noch viel Arbeit bevor: „Er muss ermitteln, was das Kanzleramt wann wirklich wusste und warum sich die Kanzlerin nicht viel aktiver in die Aufklärung einschaltete. (…) Es geht darum, ob der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr – am Bundestag vorbei – Richtung Offensive verschärft wurde, so dass sich Oberst Klein womöglich im Recht und gedeckt fühlen durfte bei dem, was er tat. Es geht auch um Deutschlands politische Kultur: Gehört die Lüge zum Standardrepertoire der Berliner Politik?“

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