Taliban wollen Auslandsbüro eröffnen - kein Friedensangebot

(03.01.2012/dpa)

Die Taliban in Afghanistan haben die Eröffnung einer offiziellen Auslandsvertretung im Golfemirat Katar angekündigt. Das soll internationale Kontakte erleichtern. Gleichzeitig machten die Aufständischen jedoch klar, dass es sich dabei um kein offizielles Angebot für Friedensgespräche mit den USA oder der Regierung in Kabul handelt.

„Ungeachtet unserer Stärke sind wir bereit, ein Büro außerhalb des Landes zu eröffnen, um in einen Dialog mit der internationalen Gemeinschaft zu treten“, sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid laut einer heute verbreiteten Erklärung. An der Forderung eines vollständigen Abzugs aller ausländischen Truppen aus Afghanistan werde jedoch unverändert festgehalten.

Der Nachrichtenagentur dpa erklärte Sprecher Mudschahid: „Wir werden unsere Militäraktionen nicht einstellen, auch wenn wir ein Büro in Katar eröffnen.“ Dieser Schritt bedeute nicht das Ende „unseres heiligen Kampfes gegen die Invasoren“.

In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Spekulationen über die Eröffnung eines Taliban-Büros in Katar gegeben, mit dessen Hilfe Friedensgespräche mit den USA und der afghanischen Regierung in Gang gebracht werden könnten. Präsident Hamid Karsai bemüht sich seit einiger Zeit, die Taliban an den Verhandlungstisch zu holen.

Die internationale Gemeinschaft unterstützt dieses Vorhaben, stellt allerdings Bedingungen. So sollen die Taliban vor der Aufnahme von Gesprächen auf Gewalt verzichten, sich vom internationalen Terrorismus lossagen sowie die afghanische Verfassung und die Menschenrechte respektieren. Diese Punkte wurden im Dezember in der Abschlusserklärung der Bonner Afghanistankonferenz noch einmal bekräftigt. Die Taliban fordern einen sofortigen NATO-Abzug.

Die Regierungen Afghanistans und Katars äußerten sich bislang nicht zu der Taliban-Ankündigung. Nach Medienberichten soll es in dem Emirat in der Vergangenheit bereits mehrfach Gespräche zwischen hochrangigen afghanischen Regierungsmitgliedern und Repräsentanten der US-Regierung mit Taliban-Vertretern gegeben haben.

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