Terrorgefahr und Hooliganrandale: Frankreich rüstet sich für EM

(06.06.2016/dpa)

Tausende Polizisten, Warnungen vor Attentaten und eine seltsame Festnahme in der Ukraine: Wenige Tage vor dem Beginn der Fußball-EM in Frankreich werden die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal verstärkt. Allein im Großraum Paris, wo auch die deutsche Nationalmannschaft zwei Gruppenspiele bestreitet, werden 1200 zusätzliche Militärs eingesetzt, wie Polizeipräfekt Michel Cadot am Montag sagte. Zwar gebe es keine Hinweise auf konkrete Anschlagspläne. Die Bedrohung sei aber real und andauernd. In der Ukraine wurde ein Franzose festgenommen, der während der Europameisterschaft Attentate in Frankreich geplant haben soll.

Der 25-Jährige habe versucht, zahlreiche Waffen sowie mehr als einhundert Kilogramm Sprengstoff über die Grenze nach Polen zu schmuggeln, teilte der Geheimdienst SBU in Kiew mit. Behördenchef Wassili Grizak behauptete, damit seien bis zu fünfzehn mögliche Attentate in Frankreich verhindert worden, etwa auf eine Moschee und eine Synagoge. Der mutmaßliche Terrorist habe sich kritisch über die französische Regierung und ihre Flüchtlingspolitik sowie den Islam und die Globalisierung geäußert.

Den Angaben zufolge wurden fünf Kalaschnikow-Sturmgewehre mit je 1080 Schuss Munition, fünf Panzerfäuste, 125 Kilogramm Sprengstoff mit Zündern und zwanzig Sturmhauben beschlagnahmt. Der Franzose sei bereits am 21. Mai mit den Waffen am Kontrollpunkt Jahodyn an der polnischen Grenze festgenommen worden. Der Fall wirft allerdings Fragen auf, zumal die SBU-Mitteilung nahelegt, dass der Mann die Waffen mindestens mit Wissen der Behörde erhielt und ausprobierte.

Die EM beginnt an diesem Freitag. Nach den schweren Terroranschlägen von Paris im November 2015 findet das Fußballfest unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Bewaffnete Einsatzkräfte zeigen seitdem in allen französischen Großstädten deutlich Präsenz. Während des Turniers sind landesweit Zehntausende Polizisten und Militärs im Einsatz.

Präsident François Hollande hatte am Sonntag ein „Fest für die Menschen und den Sport“ angekündigt. Besucher müssten sich allerdings vor den Stadien und Fanzonen auf strenge Sicherheitskontrollen einstellen. Die Gefahr sei noch lange nicht vorbei, „deshalb müssen wir garantieren, dass diese großartige Veranstaltung erfolgreich ist“, sagte Hollande dem Radiosender France Inter.

Von Fußball-Begeisterung war bisher in Paris aber noch nicht allzu viel zu spüren. Fans und Veranstalter freuten sich aber nach den starken Regenfällen der vergangenen Woche über aufklarendes Wetter. Die Pegelstände der Seine sanken weiter.

In Deutschland ist vor allem die Bundespolizei gefragt: „Denken Sie an den Reiseverkehr von Fans mit Bussen, der Bahn oder dem Flieger, inklusive möglicher Kontrollen“, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière dem Kicker. „Hierfür sollten dann auch alle Verständnis haben. Auch wenn es mal einen Moment länger dauert.“

Zudem werden acht deutsche Polizisten während der EM in Frankreich im Einsatz sein. „Wir haben ein Auge auf Hooligans und beraten unsere französischen Kollegen im Umgang mit ihnen“, sagte Einsatzleiter Uwe Ganz von der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) in Duisburg. Schließlich ziehe eine EM Hooligans aus ganz Europa an. Doch die „Krawall-Touristen“ sollen keine Bühne bekommen.

Die Polizeidelegation kennt die deutsche Hooligan-Szene, will gewaltbereite Anhänger ansprechen und Präsenz zeigen. „Auffällige Fans picken wir uns raus“, sagte Ganz. In Deutschland wurden im Vorfeld bereits 242 potenzielle Hooligans von der Polizei angesprochen, um sie vor Gewalttaten abzuhalten.

Besonders beim Vorrunden-Spiel des DFB-Teams gegen Polen am 16. Juni werden viele deutsche Problemfans erwartet. Für diese Partie in Saint-Denis bei Paris wird die deutsche Delegation daher um weitere vier Beamten aufgestockt.

Auch aus den 22 anderen Gastnationen sind bewaffnete Polizisten in Frankreich vor Ort. Fünfzehn der 36 EM-Vorrundenspiele gelten als besonders gefährdet. Neben der Partie Deutschland gegen Polen zählt dazu auch das Auftaktspiel der DFB-Elf gegen die Ukraine am 12. Juni in Lille.

Drucken

Drucken

Teilen