Türkei: Proteste nach Tod von 15-Jährigem

(11.03.2014/dpa)

Die landesweiten Proteste gegen die türkische Regierung vom vergangenen Sommer haben ein weiteres Todesopfer gefordert. Ein Jugendlicher stirbt nach 269 Tagen im Koma. Der Tod des von der türkischen Polizei schwerverletzten Jungen löste neue Proteste aus. Nachdem der 15-Jährige am Dienstag im Koma starb, kam es laut Augenzeugen vor dem Krankenhaus in Istanbul zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein. Proteste gab es auch in Ankara und Izmir.

Berkin Elvan war im Juni vergangenen Jahres auf dem Höhepunkt der Proteste gegen die islamisch-konservative Regierung von einem Tränengasgeschoss der Polizei am Kopf getroffen worden. Nach Darstellung seiner Familie war er unterwegs, um Brot zu holen. Bei den Protesten waren mindestens fünf Demonstranten und ein Polizist ums Leben gekommen. Tausende wurden verletzt.

Am Dienstag versuchten Demonstranten nahe dem Krankenhaus Barrikaden zu errichten, um sich vor der Polizei zu schützen. Dabei soll es auch zu Steinwürfen gekommen sein. Die Ordnungshüter hatten am Vortag eine Mahnwache für den Jugendlichen am Krankenhaus gewaltsam aufgelöst und mehrere Menschen festgenommen.

Staatspräsident Abdullah Gül drückte der Familie des Jungen am Dienstag sein Beileid aus. Er rief dazu auf, neues Leid zu verhindern. Dies habe er auch den Behörden der Provinz Istanbul gesagt.

Die Proteste hatten sich im vergangenen Sommer an Plänen der Regierung entzündet, den Gezi-Park am Rande des Istanbuler Taksim-Platzes zu bebauen. Sie richteten sich bald vor allem gegen den autoritären Regierungsstil des Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan.

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