UN-Tribunal in Den Haag: Goran Hadzic erklärt sich für unschuldig

(24.08.2011/dpa)

Fünf Wochen nach seiner überraschenden Festnahme in Serbien plädierte Goran Hadzic, der einstige Führer der serbischen Minderheit in Kroatien, am Mittwoch vor dem Sondergerichtshof in Den Haag auf unschuldig.

Die Staatsanwaltschaft wirft Hadzic in 14 Anklagepunkten vor, für die Ermordung Hunderter kroatischer Zivilisten sowie die Zwangsvertreibung Zehntausender weiterer Kroaten durch serbische Truppen verantwortlich zu sein. Der 52-Jährige verzichtete bei dieser zweiten Anhörung zu seinem Fall auf das Recht, die Anklageschrift im Gerichtssaal vorgelesen zu bekommen. Hadzic war einst Präsident der hauptsächlich von Serben bewohnten sogenannten Krajina-Republik, die sich 1991 vom Rest Kroatiens losgesagt hatte.

Er war 2004 angeklagt worden und seitdem in Serbien untergetaucht. Bis zu seiner Festnahme am 20. Juli war Hadzic der letzte der 161 Angeklagten des Tribunals, der noch flüchtig war. Die Regierung in Belgrad verbindet mit der Überstellung von nunmehr allen angeklagten Serben die Hoffnung auf eine baldige Erfüllung ihres Wunsches nach Mitgliedschaft in der Europäischen Union.

Bei seiner ersten Anhörung vor dem Haager Gerichtshof hatte Hadzic es am 25. Juli noch abgelehnt, sich zu der Anklage zu äußern. Die Richter gaben ihm daraufhin die ihm nach den Verfahrensregeln zustehende Bedenkzeit von 30 Tagen. Bis zur Eröffnung des eigentlichen Prozesses gegen Hadzic können noch mehrere Monate vergehen.

Der prominenteste Angeklagte des Tribunals war der ehemalige Präsident Jugoslawiens Slobodan Milosevic. Er starb 2006 in der Untersuchungshaft. Das vom UN-Sicherheitsrat etablierte Tribunal soll spätestens 2014 alle Prozesse abgeschlossen haben.

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