Urteil im Concorde-Prozess: Fluggesellschaft war mitschuldig

(06.10.2010/dpa)

Mehr als zehn Jahre nach dem Concorde-Absturz nahe Paris hat ein französisches Gericht die Mitschuld der US- Fluggesellschaft Continental Airlines an der verheerenden Flugzeugkatastrophe festgestellt. Die Richter verurteilten das Unternehmen am Montag zu einer verhältnismäßig geringen Geldstrafe in Höhe von 200.000 Euro. Ein Continental-Mitarbeiter bekam 15 Monate Haft auf Bewährung wegen fahrlässiger Tötung. Continental muss außerdem jedoch eine Million Euro Schadenersatz an Air France zahlen. Der französischen Airline gehörte die abgestürzte Maschine.

Bei der Katastrophe am 25. Juli 2000 waren insgesamt 113 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Opfern waren 97 Deutsche, die von New York aus zu einer Kreuzfahrt starten wollten. Das Unglück läutete das Ende der Concorde ein.

Für die deutschen Hinterbliebenen hat das Urteil nur noch symbolische Bedeutung. Etwa 700 Angehörige der Opfer von Flug AF 4590 einigten sich bereits kurz nach der Katastrophe mit Air France und ihrer Versicherung auf Entschädigungen. „Es gab ein großes politisches Interesse, die Concorde-Flugzeuge ganz schnell wieder in die Luft zu bringen“, erklärte der damals beteiligte Berliner Anwalt Heiko van Schyndel am Montag der dpa.

Die französischen Richter kamen nun zu dem Ergebnis, dass der Überschalljet Feuer fing, weil er beim Start über eine Titan-Lamelle rollte, die von einer Continental-Maschine abgefallen war. Dabei platzte ein Reifen der Concorde, Gummiteile durchschlugen einen Tank des Flugzeugs und der ausströmende Treibstoff ging in Flammen auf. Der verurteilte Continental-Mitarbeiter hatte bei den Arbeiten an der Lamelle nicht genügend Sorgfalt walten lassen.

Vier andere Angeklagten wurden am Montag freigesprochen, darunter auch der damalige Chef des Concorde-Programms Henri Perrier. Für ihn hatte die Staatsanwaltschaft zwei Jahre Haft auf Bewährung gefordert. Ihm soll die Anfälligkeit des Flugzeugs bekannt gewesen sein.

Der Anwalt von Continental kündigte an, das Urteil anzufechten. Die Entscheidung schütze nur die Interessen der französischen Wirtschaft, sagte Olivier Metzner. „Auch Air France hat Fehler begangen.“ Es seien Beweise verschwunden. Das werde in den nächsten Wochen bekannt werden.

Die Verteidigung von Continental hatte in dem viermonatigen Gerichtsverfahren erklärt, dass die Concorde bereits brannte, bevor sie das fahrlässig an der Continental-Maschine befestigte Metallstück überrollte.

Das Unglück beendete den Einsatz des Überschallflugzeugs Concorde. Die französischen und britischen „Donnervögel“, die in nur dreieinhalb Stunden von Europa nach New York flogen, wurden 2003 aus dem Betrieb genommen.

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