USA: Suchmaschine für Schlapphüte

(26.08.2014/dpa)

Der US-amerikanische Geheimdienst NSA hat einem Bericht zufolge seine eigene, „Google-ähnliche“ Suchmaschine gebaut. Damit können Mitarbeiter mehrerer Nachrichtendienste und Ermittlungsbehörden die riesigen Datenbanken der NSA durchsuchen, schrieb die Webseite The Intercept in der Nacht zu Dienstag. Die Webseite beruft sich auf Unterlagen von Edward Snowden.

Demnach können Analysten mit Hilfe der Suchmaschine auf 850 Milliarden Datensätze zugreifen. Darunter seien Informationen über E-Mail-Kommunikation, SMS, Chat-Nachrichten und Aufenthaltsorte, die von der NSA gesammelt werden. Die Suchmaschine namens „ICREACH“ bietet den Nutzern ähnlich wie Google einen einfachen Suchschlitz zur Eingabe. Im Gegensatz zu Google sammelt die NSA aber die Informationen nicht durch Softwareroboter, die sich durch das öffentliche Netz bewegen, sondern bezieht die Informationen aus einer Reihe von geheimen Datenbanken.

Bei „ICREACH“ könnten Geheimdienstler und Ermittler etwa eine E-Mail-Adresse oder eine Telefonnummer von Verdächtigen eintippen und erhielten dann beispielsweise eine Übersicht der Telefonate, die von dieser Nummer aus getätigt wurden. Die Daten stammten offenbar vor allem aus ausländischen Überwachungsprogrammen der NSA, sie könnten aber auch Informationen über US-Bürger enthalten, schrieb die Webseite.

Mit Stand 2010 hätten Mitarbeiter von 23 US-Behörden auf „ICREACH“ Zugriff gehabt, heißt es in dem Bericht – einen ersten Prototyp der Suchmaschine gab es 2007. Darunter seien Geheimdienste wie die CIA, aber auch nationale Behörden wie die Drogenfahndung DEA und die Bundespolizei FBI. In den USA könnte das brisant werden, weil der Auslandsgeheimdienst NSA seine Informationen eigentlich nicht ohne weiteres mit nationalen Behörden teilen darf. Die nationalen Ermittler müssen nämlich strengere Vorgaben erfüllen, wenn sie Beweise vor Gericht vorlegen wollen.

Ein veröffentlichtes Diagramm legt nahe, dass auch Informationen durchsucht werden können, die von den Geheimdiensten aus Großbritannien, Australien, Kanada und Neuseeland gesammelt wurden. Mit diesen vier englischsprachigen Ländern arbeiten die USA im Geheimdienstbündnis „Five Eyes“ eng zusammen. Der Name „ICREACH“ deutet darauf hin, dass die Suchmaschine für die Nachrichtendienste („Intelligence Community“ oder IC) gedacht ist. Zur „Geheimdienst-Gemeinschaft“ zählen 16 US-Behörden.

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