Versagt die Hilfe? Bis zu 200.000 Cholera-Kranke in Haiti

(12.11.2010/dpa)

Bis zu 200.000 Menschen könnten in Haiti nach Schätzungen der Vereinten Nationen an der Cholera erkranken. Diese Vorhersage gründe sich auf die Arbeit von Hilfsorganisationen vor Ort, teilte die Sprecherin der UN-Agentur für humanitäre Aufgaben (OCHA), Elisabeth Byrs, am Freitag in Genf mit. Etwa 164 Millionen Dollar (120 Millionen Euro) würden zur Hilfe dringend benötigt.

Zehn Monate nach dem verheerenden Erdbeben am 12. Januar steht Haiti damit vor einer neuen Katastrophe. Nach Angaben des Amerikanischen Zentrums zur Seuchenkontrolle (CDC) starben seit dem Ausbruch der Epidemie am 19. Oktober bereits etwa 800 Menschen. Schon über 11.000 Infizierte seien in diesem Zeitraum registriert worden. In der Hauptstadt Port-au-Prince soll die Cholera inzwischen etwa zehn Menschen getötet haben. Die Behörden hätten jetzt beschlossen, die Leichen zu verbrennen, um die Ansteckungsgefahr zu verhindern.

„Die Lage verschlechtert sich von Tag zu Tag“, sagte der CDC- Experte Ezra Barzilay, wie der Sender Radio Metropole am Freitag berichtete. „Die Haitianer bilden Schlangen vor den Krankenhäusern. Dort gibt es keine freien Betten mehr, weil die Hospitäler überfüllt sind.“

Auch die in Haiti tätigen Hilfsorganisationen fühlen sich von der Epidemie zunehmend überfordert und sind beunruhigt. „Während Teams von ‚Ärzte ohne Grenzen’ in der ganzen Stadt die Einrichtungen auf 1000 Betten aufstocken, sind unsere Ärzte und die öffentlichen medizinischen Einrichtungen bereits von der Anzahl der Fälle überwältigt“, berichtete die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) am Freitag. „Wir sehen siebenmal so viele Fälle wie wir drei Tage zuvor insgesamt hatten.“

Auch die deutsche Welthungerhilfe bezeichnete die Lage als dramatisch. Sie kündigte am Freitag an, ihre Hilfe zur Bekämpfung der Cholera vor allem in den ländlichen Gebieten noch auszuweiten.

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