„Wettbewerb um Freunde“ - USA und China ringen um Einfluss in Asien

(20.11.2012/dpa)

Nicht umsonst hat US-Präsident Barack Obama mehrere kleine Staaten Südostasiens für seine erste Auslandsreise nach der Wiederwahl auserkoren. Schon während seiner ersten Amtszeit vollzogen die USA eine außenpolitische Neuausrichtung und verlagerten ihre Aufmerksamkeit auf den strategisch bedeutsamen asiatisch-pazifischen Raum. China beobachtet Obamas gegenwärtige Reise durchaus mit Besorgnis, stellt der US-Präsident mit seiner Tour doch die Vormachtstellung Pekings in der Region infrage.

Der neue US-Schwerpunkt im asiatisch-pazifischen Raum habe einen „diplomatischen Wettbewerb“ um Freunde in der Region entfacht – vor allem zum Nachteil Chinas, sagt der Pekinger Experte für internationale Beziehungen, Shi Yinhong. Chinesische Staatsmedien äußern Bedenken, spielen mögliche Folgen aber herunter. Obamas Reise nach Thailand, Birma und Kambodscha habe „dem Anschein nach etwas Bedrohliches, aber sie kann nichts an der Tatsache ändern, dass Südostasien wirtschaftlich an China gebunden ist“, kommentierte die Global Times, die zur Kommunistischen Partei Chinas gehört.

„Asien-Pazifik ist die am schnellsten wachsende Region der Welt“, sagte Obama zum Auftakt seiner Reise in Bangkok. „Sie wird in diesem Jahrhundert das Sicherheitsgefüge und den Wohlstand prägen und ist damit lebenswichtig, um Jobs und Chancen für die Amerikaner zu schaffen“, so der US-Präsident.

In Birma, dem Land, dem Obama einen historischen Besuch abstattete, könnten die USA am meisten gewinnen, meint Cheng Xiaohe, der internationale Beziehungen an der Chinesischen Volksuniversität in Peking lehrt. Unter der Militärdiktatur bis zum Frühjahr 2011 war China jahrelang fast der einzige Freund, Handelspartner und Investor. Seit Beginn der Reformen sucht die Regierung neue Partner. „Ich strecke die Hand der Freundschaft aus“, sagte Obama in Rangun und verband das mit der Ansage, dass US-Firmen Investitionsinteresse haben. „Als Nachbar Chinas hat Birma keine zu große Wahl. Das Land braucht gute Beziehungen zu China und zu den USA“, meint Cheng.

Birma wolle die „altehrwürdige Freundschaft“ mit China stärken, versicherte Ko Ko Hlaing, politischer Berater von Präsident Thein Sein, anlässlich des von Teilen der Bevölkerung umjubelten Obama-Besuchs in Rangun – wohl auch in der Absicht, Sorgen Chinas zu beschwichtigen. „Wir waren jahrelang isoliert und öffnen uns nun, aber das wird die Beziehungen zwischen Birma und China nicht behindern. Diese bilaterale Beziehung ist eine besondere“, sagte der Hlaing in der China Daily.

Zwar hat Obama auf seiner Asienreise auch Chinas Regierungschef Wen Jiabao getroffen, aber auf neutralem Gebiet, am Rande des Ostasien-Gipfeltreffens in Kambodscha. Beide wahrten beim ersten US-chinesischen Spitzentreffen seit Obamas Wiederwahl den guten Ton und kündigten einen noch intensiveren Dialog in Wirtschafts- und Sicherheitsfragen an.

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