Wikilieaks-Gründer Assange festgenommen

(07.12.2010/dpa)

Nach britischen Medienberichten ist der Gründer der Internet-Plattform Wikileaks, Julian Assange, heute von der Polizei festgenommen worden. Das meldet unter anderen die Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen.

Assanges Anwalt Mark Stephens erklärte bereits gestern Abend, „Vorbereitungen für ein einvernehmliches Treffen mit der Polizei“ seien  im Gange, „um die Vornahme der Befragung bei Bedarf zu ermöglichen“.

Anlass der Festnahme ist ein Haftbefehl aus Schweden, ausgestellt aufgrund eines Vergewaltigungsverdachts.  Stephens betonte, dass es den schwedischen Ermittlern nur um eine Befragung Assanges gehe und keine Anklage gegen ihn erhoben worden sei.

Assange bestreitet die Vorwürfe der schwedischen Justizbehörden und sieht darin eine Kampagne der US-Regierung, um ihn mundtot zu machen. Die heute erfolgte Festnahme kam nicht überraschend, da Scotland Yard laut BBC bereits gestern vermeldete, Assange in den kommenden 24 Stunden festzunehmen, falls sein genauer Aufenthaltsort bekannt sein sollte. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass die schwedischen Behörden bei der Ausstellung des europaweiten Haftbefehls einen Fehler gemacht hatten. Deshalb hätten die Briten Assange bislang nicht ausliefern können, hieß es. Assange wird nun einem britischen Gericht vorgeführt, das über seine Auslieferung nach Schweden entscheiden muss.

Die heutige Festnahme dürfte den Konflikt um Wikileaks weiter eskalieren lassen. Am Wochenende hatte der Online-Bezahldienst Paypal die Wikileaks-Spendenkonten gesperrt. Vermutlich aufgrund des Drucks der US-Regierung. Auch Assanges Konto bei der Schweizer PostFinance wurde am Wochenende gesperrt. Der US-Botschafter der Schweiz warnte zuvor die Regierung der Alpenrepublik, Assange Asyl zu gewähren. Die Schweiz steht im Mittelpunkt des Konfliktes, seitdem die dortige Piratenpartei die zuvor von Amazon gelöschte Wikileaks-Seite auf einen eigenen Server gestellt hat. Mittlerweile wurde die Seite hunderte male „gespiegelt“, also exakte Kopien des Originals erstellt.

Das Hackerkollektiv Anonymous, welches in der Vergangenheit bereits erfolgreiche Cyberfeldzüge gegen die Sekte Scientology und neofaschistische Gruppen in den USA geführt hat, rief am Wochenende die „Hacker aller Länder“ dazu auf, den Cyberkrieg aufzunehmen. Paypal, Amazon als auch die schweizerische PostFinance waren bereits den ersten virtuellen Angriffen ausgesetzt.

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