Wurden RAF-Akten geheimdienstlich manipuliert? Opferkinder stellen unangenehme Fragen

(24.09.2010/dpa)

Corinna Ponto, Michael Buback und Jörg Schleyer, die Kinder der RAF-Opfer von 1977, haben an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) appelliert, geheime Akten freizugeben.

In einer in der Bild-Zeitung am Donnerstag gemeinsam veröffentlichten Erklärung, heißt es: „Setzen Sie, völlig unabhängig vom Prozess gegen Verena Becker, ein internationales Forscherteam nicht weisungsgebundener Kriminologen, Juristen und Historiker ein, das die Morde an unseren Vätern und den anderen RAF-Opfern vorbehaltlos untersuchen darf und die Ergebnisse in einem Bericht veröffentlicht.“

Becker steht vom 30. September an wegen des Mordes an Generalbundesanwalt Siegfried Buback vor 33 Jahren in Stuttgart-Stammheim vor Gericht.

Merkel solle dafür sorgen, dass diesem Forscherteam „die vollständigen Akten, einschließlich aller geheim gehaltenen Dokumente“, zur Verfügung gestellt werden, heißt es in der Erklärung. „Erteilen Sie allen Beamten, die Wissen über die 77er-Morde haben, im Prozess gegen Verena Becker eine uneingeschränkte Aussagegenehmigung und lassen Sie, mehr als 30 Jahre nach den Morden, dem Gericht auch alle bisher geheim gehaltenen Akten vorlegen.“

Michael Buback sagte am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa, dass er es nicht verstehen könne, dass nach über 30 Jahren die Akten nach wie vor geheim seien. In der Bild-Zeitung wird Buback außerdem mit den Worten zitiert: „Als Nebenkläger im Prozess gegen Verena Becker durfte ich jetzt die noch immer geheime Verfassungsschutzakte lesen. Ich halte diese Akte für manipuliert.“ Das Bundesinnenministerium wies dem Blatt zufolge diesen Vorwurf zurück. Allerdings räumte es ein, dass es bis heute unerklärlich sei, warum das Tonband mit der Vernehmung Verena Beckers durch den Verfassungsschutz gelöscht worden ist. Es gebe nicht einmal mehr Abschriften, bestätigte das Innenministerium der Bild.

„Die Behörden haben oft versagt“, wird Corinna Ponto von Bild zitiert: „Weisungsgebundene Staatsanwälte sagen nicht alles, die Regierung hält alle möglichen Akten geheim. Beamte dürfen nicht alles aussagen. Und keiner beantwortet uns unsere Fragen.“ (1)

Wer vor über dreißig Jahren die tödlichen Schüsse auf Buback und seine Begleiter abgab, ist bis heute nicht geklärt.

(1) http://www.bild.de/BILD/politik/2010/09/23/kinder-der-raf-opfer/klagen-an.html

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