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Blutige Weihnachten. Kerner reiste mit den Guttenbergs nach Afghanistan. Für Stephanie eine Frage des Herzens

Hinweis: Die Bilder sind aus den archivierten Hintergrund-Texten vor 2022 automatisch entfernt worden.

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Von THOMAS WAGNER, 13. Dezember 2010 –

Wie das deutsche Privatfernsehen im Verbund mit dem Verteidigungsministerium aus einem immer blutiger werdenden Krieg eine Unterhaltungsshow zu machen versteht und dabei aller Erfahrung nach auch für die Verlängerung des Einsatzes der Bundeswehr werben wird, kann in der  Sat.1-Talksendung Kerner besichtigt werden, die am Donnerstag um 23.15 Uhr als Kerner Spezial ausgestrahlt werden soll.

Eigens hierfür hat Fernsehmoderator Johannes B. Kerner am Montag  im nordafghanischen Bundeswehr-Camp Masar-i-Scharif  mit Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) getalkt, der mit seiner Ehefrau Stephanie sowie Kerner am Morgen überraschend zu einem Truppenbesuch in Afghanistan eingetroffen war. Außerdem sollten Bundeswehrsoldaten in der Sendung zu Wort kommen, teilte der Münchner Privatsender mit.

Guttenberg ist der erste deutsche Minister, der seine Ehefrau mit ins Einsatzgebiet nimmt. Er sagte: „Es war ihr eigener Wunsch, und es war ein Wunsch, der immer wieder aus der Truppe geäußert wurde.“ Der gemeinsame Besuch solle zeigen, „dass der Einsatz der Soldaten nicht nur politisch getragen wird, sondern darüber hinaus“. Der Minister dankte den Soldaten, die er ohne mit der Wimper zu zucken in einen sinnlosen und für immer mehr Bundeswehrangehörige auch tödlichen Einsatz schickt. „Es ist ganz wichtig, dass man gerade in der Weihnachtszeit jenen Anerkennung und Unterstützung gibt, die tausende Kilometer von der Heimat entfernt einen harten Dienst absolvieren“, sagte er. „Es ist eine Frage des Herzens.“

Weitere Begleiter der Guttenbergs sind die  Ministerpräsidenten Niedersachsens und Sachsen-Anhalts, David McAllister und Wolfgang Böhmer (beide CDU).

Bei der Show soll es sich nach Sat.1-Angaben um die erste komplette Talksendung eines deutschen Fernsehsenders aus Afghanistan handeln.

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Das Ganze findet zu einem politisch brisanten Zeitpunkt statt. In dieser Woche legt die Bundesregierung ihren sogenannten Fortschrittsbericht zum Afghanistan-Einsatz vor. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) gibt dazu am Donnerstag eine Regierungserklärung im Bundestag ab. Der Rückhalt für den Einsatz im Parlament droht zu bröckeln. Die SPD will einer Verlängerung des Mandats im Januar nur zustimmen, falls das derzeit rund 5.000 Soldaten starke deutsche Kontingent bereits 2011 verkleinert wird. Westerwelle hat die Truppenreduzierung erst für 2012 in Aussicht gestellt. Soft-Talker Kerner soll wohl für die notwendige Schützenhilfe sorgen.

Unterdessen sind bei einem Angriff von Aufständischen im Süden Afghanistans erneut sieben NATO-Soldaten getötet worden. Zudem starben bei einem Bombenanschlag mindestens 15 afghanische Zivilisten. Wie ein Regierungssprecher mitteilte, waren die Opfer in der Provinz Helmand mit ihrem Kleinlaster auf eine Mine gefahren. Die Sicherheitsbehörden machten die Taliban für die Tat verantwortlich. 2010 ist das bislang verlustreichste Jahr für die NATO-Truppen seit Beginn des Einsatzes in Afghanistan. Seit Januar sollen mehr als 685 ausländische Soldaten ihr Leben gelassen haben. Im Vorjahr hatte es insgesamt 521 Todesopfer unter den Einsatzkräften gegeben. Durch Anschläge und Angriffe starben zudem Hunderte afghanische Zivilisten.

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