Weltpolitik

BND-Chef: Libyenkrieg stärkt Al-Qaeda und droht Region zu destabilisieren

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Von REDAKTION, 29. April 2011 –

Der Krieg gegen Libyen kann nach Einschätzung von BND-Chef Ernst Uhrlau zu einer Stärkung der Terror-Organisation Al Qaeda in Afrika führen. Gegenüber dem Hamburger Abendblatt sagte der oberste Geheimdienstmann, dass in Libyen Waffendepots geplündert wurden und die Waffen nicht nur an Aufständische gingen, sondern auch in den Süden des Landes wanderten –und damit in den Einflussbereich von Al Qaeda im Maghreb.“ (1)

Vermutlich werde die Handlungsfähigkeit der Al-Qaeda-Gruppen in der Region, im Maghreb und in Westafrika, nun zunehmen, erläuterte Uhrlau schon am 17. April: „Auch etwa Nord-Nigeria könnte als Schauplatz eine Rolle spielen. Zu erwarten ist, dass die Organisation versucht, in weiteren afrikanischen Ländern Muslime für den bewaffneten Kampf zu gewinnen, durch Geiselnahme von Touristen Lösegelder zu erpressen und durch andere Aktionen über die Region hinaus auf sich aufmerksam zu machen.“

Nun berichtete die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS): „Dem Bundesnachrichtendienst (BND) liegen nach Angaben seines Präsidenten Ernst Uhrlau Informationen darüber vor, dass Al-Qaida-Kader versuchen, aus Afghanistan und Pakistan nach Libyen zu reisen, um dort an Kämpfen gegen das Gaddafi-Regime teilzunehmen. Nicht nur das: Auch Mitglieder der regionalen Organisation Al Qaida im islamischen Maghreb kämpfen an der Seite der Rebellen. Sie kommen vor allem aus dem Grenzgebiet zu Algerien und Mali im Südwesten des Landes, wo Al Qaida Ausbildungslager unterhält und sich weitgehend ungehindert bewegen kann.“  (FAS, 24.04.2011)

Mittlerweile sollen sich die islamistischen Kämpfer mit aus geplünderten Depots erbeuteten Waffen gefährlich aufgerüstet haben. In ihrem Besitz sollen sich Panzerabwehrwaffen und schultergestützte Luftabwehrwaffen aus russischer Produktion befinden. Mit Hilfe dieser Waffen könne Al Qaeda im Maghreb zur mächtigsten Armee der Region werden, gibt die FAS eine Befürchtung wieder, die der Präsident des Tschad, Idriss Deby, geäußert haben soll.

Ein bis 2007 als hochrangiger Al-Qaeda-Kommandeur für fünf Jahre in Guantánamo eingekerkerter und danach in sein Heimatland abgeschobener Libyer soll unterdessen zu einem geschätzten Bündnispartner der USA im Krieg gegen Libyen geworden sein. Das berichtete die junge Welt. (2) Noch 2005 seien die Aufseher des im Folterlager auf dem US-Stützpunkt in Kuba festgehaltenen  Abu Sufian Ibrahim Ahmed Hamuda bin Qumu der Auffassung gewesen, eine eventuelle Freilassung dieses Mannes stelle für die Interessen der USA ein mittleres bis hohes Risiko dar. Heute sei der 51 Jährige laut New York Times eine namhafte Persönlichkeit in der libyschen Rebellenbewegung und Anführer der sogenannten Darnah Brigade.

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(1)  http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article1859552/Ernst-Uhrlau-Die-Welt-wird-unkalkulierbarer.html

(2) http://www.jungewelt.de/2011/04-26/031.php?sstr=qumu

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