Weltpolitik

Viele Tote trotz Friedensverhandlungen: Kolumbianisches Militär bombardiert Farc-Stellungen

Hinweis: Die Bilder sind aus den archivierten Hintergrund-Texten vor 2022 automatisch entfernt worden.

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Von REDAKTION, 6. September 2012 –

Trotz  Aufnahme formeller Friedensgespräche zwischen Kolumbiens Regierung und der  linksgerichteten Farc-Guerilla geht Präsident Juan Manuel Santos weiter mit tödlicher militärischer Gewalt gegen die „Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens“ (Farc) vor. Bei einem Luftangriff im Department Norte de Santander kamen am Mittwoch bis zu 15 Farc-Mitglieder ums Leben. Das teilte Verteidigungsminister Juan Carlos Pinzón am Abend in Bogotá mit. Bei dem Luftangriff wurden mehrere Rebellen in den Trümmern eines Hauses verschüttet, weshalb die genaue Opferzahl nicht festgestellt werden konnte, erklärte Pinzón. Eine weitere Untergrundkämpferin wurde bei Gefechten in Südkolumbien getötet. Das berichtete der Rundfunksender RCN.

Unter den Gefallenen befinde sich José Epimenio Molina alias „Danilo García“, berichtete RCN. Er gehöre nach Heeresquellen zu den nächsten Freunden des Farc-Chefs Timoleon Jiménez alias „Timochenko“. Die USA hatten die Auslieferung Molinas wegen Drogenschmuggels beantragt. Die kolumbianische Regierung hatte eine Belohnung von 800 Millionen Pesos (350.000 Euro) für seine Ergreifung ausgesetzt.

Schon bei der Ankündigung, dass die Friedensverhandlungen Anfang Oktober in Oslo beginnen sollen, hatte Santos in einer Fernsehansprache in Bogotá am Dienstag  unterstrichen, dass der Militäreinsatz auch während der Gespräche nicht eingestellt werde. „Timochenko“ wiederum kritisierte die Verweigerung eines Waffenstillstands, sagte die Teilnahme der Farc an den Friedensgesprächen aber zu. Am selben Tag wurden in Kolumbien neun Farc-Mitglieder getötet; am Vortag waren bereits sieben Rebellen gefallen.

Seit Ankündigung der Friedensverhandlungen sind innerhalb von drei Tagen also bereits bis zu  32 Angehörige der Farc getötet worden. Das klingt nicht nach einem vielversprechenden Auftakt für Gespräche, die einen fast 50 Jahre dauernden Konflikt beenden sollen, der mehr als 200.000 Menschen das Leben gekostet haben soll. Trotzdem sagte „Timochenko“ in einer aus Havanna übertragenen Videoaufzeichnung: „Die Tür zur Hoffnung ist wieder geöffnet. Der Frieden ist eine Frage für alle.“

Die Gespräche sollen unter der Schirmherrschaft Norwegens und Kubas in den Hauptstädten beider Länder stattfinden. Auch Venezuela und Chile würden die Verhandlungspartner unterstützen, sagte Santos. Er ernannte am Mittwoch den liberalen Politiker und ehemaligen Vizepräsidenten Humberto de la Calle (1994-96) als Chefunterhändler für die Friedensgespräche.

Nach Sondierungsgesprächen in Havanna waren  in einem Rahmenabkommen zwischen den Konfliktparteien fünf Punkte als eine Basis für die Verhandlungen vereinbart worden. Dazu zählten die Verbesserung der Lebensbedingungen der Landarbeiter, Garantien für die politische Teilhabe der Opposition und die Niederlegung der Waffen der Rebellen. Auch der Kampf gegen den Drogenhandel und die Wahrung der Rechte der Opfer des Konfliktes kämen zur Sprache, erklärte Santos.

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Die Rebellen hätten „seriös“ an den sechs Monate währenden Vorgesprächen teilgenommen, sagte der kolumbianische Staatschef. Deshalb sei er für die Verhandlungen optimistisch.

Norwegen als Gastgeber der Gespräche begrüßte Santos’ Äußerungen. „Es braucht Mut, nach Frieden zu suchen“, sagte Außenminister Jonas Gahr Støre in Oslo. „Ich möchte beide Seiten einladen zu einem Dialog, der ein Ende des langen bewaffneten Konflikts in Kolumbien bringen kann.“

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