Finanzwelt

Rücksichtslose Praktiken bei der Kreditvergabe. Der Deutschen Bank droht Milliardenstrafe

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Von REDAKTION, 5. Mai 2011 –

Deutschlands größtes Geldhaus steht mit Justitia auf dem Kriegsfuß. Nachdem der Bundesgerichtshof die Deutsche Bank erst kürzlich wegen riskanter Zinswetten zu über einer halben Million Euro Schadenersatz verurteilt hatte, droht dem Finanzunternehmen  wegen krummer Geschäfte auf dem Immobilienmarkt in den USA nun eine Milliardenstrafe.

Erst Mitte April hatte ein US-Senatsausschuss der Deutschen Bank vorgehalten, die Finanzkrise befeuert zu haben. Im neuesten Fall wirft die US-Regierung der Bank und ihrer 2007 übernommenen Tochter Mortgage IT Betrug beim Geschäft mit Hypothekenfinanzierungen vor. Banker sollen Angaben zu Krediten für Eigenheimbesitzer geschönt haben, damit der Staat die Finanzierungen absichert. „Vorsicht wurde von Profitsucht überlagert, Treu und Glauben mussten hinter Gebühren zurückstehen“, sagte der Bundesstaatsanwalt aus Manhattan, Preet Bharara.

Als Kreditnehmer in der Finanzkrise ihre Raten nicht mehr zahlen konnten, musste der Staat einspringen – laut Klage mit 386 Millionen US-Dollar alleine bis Februar 2011. Die Staatsanwälte erwarten nach Angaben vom Dienstag, dass noch weitere „hunderte Millionen Dollar“ anfallen werden. Das Geld verlangen die USA zurück – plus Strafzahlung. „Diese Unternehmen haben wiederholt und schamlos das Vertrauen der Öffentlichkeit ausgenutzt“, erklärte Bharara. „Diese Klage ist eine Botschaft an sie und andere Kreditgeber, dass sie mit Lügen und Rücksichtslosigkeit nicht ungestraft davonkommen.“

Die Deutsche Bank will sich mit allen rechtlichen Mitteln gegen die Klage zur Wehr setzen. Die Aktie der Deutschen Bank geriet nach Bekanntwerden der Klage deutlich unter Druck – zuletzt lag das Papier noch mit zwei Prozent im Minus.

„Die Regulierer weltweit schauen genauer hin als früher“, kommentierte Bankenprofessor Martin Faust den aktuell scharfen Gegenwind für die Finanzbranche. Die aktuelle Klage sei eine Folge „der Aufräumarbeiten nach der Finanzkrise“, sagte Anlegeranwalt Klaus Nieding. „Das frühere Motto: ‚Eine Krähe hakt der anderen kein Auge aus’ gilt jedenfalls nicht mehr.“ Es sei aber auch nicht auszuschließen, dass die USA mit ihrem Vorpreschen bewusst einem gewichtigen Konkurrenten ihrer eigenen Großbanken schaden wolle.

Die US-Regierung hatte die Vergabe von Immobilienkrediten an Privatleute gefördert. Dadurch boomte der Immobilienmarkt über viele Jahre und Preise wurden teils künstlich in die Höhe getrieben. Doch das Kartenhaus brach in den Jahren 2007 und 2008 zusammen und sorgte für heftige Verluste bei den Banken. Der Zusammenbruch des US-Immobilienmarkts gilt als einer der wichtigsten Gründe für die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise.

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Die Deutsche Bank hatte sich mit der Übernahme der Mortgage IT Holdings Anfang 2007 unbedingt einen Einstieg in das damals noch stark boomende Geschäft mit Hypothekenkrediten in den USA verschaffen wollen. Kurz darauf platzte jedoch die Immobilienblase und viele Hausbesitzer konnten ihre Raten nicht mehr zahlen.

Die Deutsche Bank soll wissentlich dabei mitgemacht haben, problematische Hauskredite zu Wertpapieren zu bündeln und an Investoren zu verkaufen. Auch hier könnten dem Geldhaus des Josef Ackermann noch Konsequenzen drohen.

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