Weltwirtschaft

Griechenland: Hinweis auf kommende Desaster

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Von MIKIS THEODORAKIS, 5. Mai 2010 –

Mit meinem gesunden Menschenverstand kann ich die Geschwindigkeit nicht erklären, geschweige denn rechtfertigen, mit der unser Land im Vergleich zu 2009 abgestürzt ist auf den Punkt, wo wir einen Teil unserer nationalen Souveränität an den IWF verlieren und unter Treuhand gestellt werden.

Und es ist merkwürdig, dass bisher niemand das Allereinfachste getan hat: den Kurs unserer Wirtschaft von damals bis heute zurückzuverfolgen mit Fakten und Zahlen, so dass wir, die Uneingeweihten, die wahren Gründe für diese beispiellose und Schwindel erregende Wendung der Ereignisse, verstehen können, die zum Verlust unserer nationalen Unabhängigkeit und mit ihr zu einer internationalen Demütigung geführt hat.

Ich hörte von einer Schuld von 360 Milliarden, aber gleichzeitig sehe ich, dass viele andere Länder die gleichen oder noch größeren Schulden haben. Dies kann daher nicht die Hauptursache für unser Unglück sein. Was mich auch beunruhigt, ist das Element der Übertreibung in den Hieben, die unser Land international bekommt; dies, zusammen mit einem derart konzertierten Aktion gegen ein finanziell unbedeutendes Land, lässt Verdacht aufkommen. Ich komme daher zum Schluss, dass manche uns beschämen und verängstigen wollen, um uns in die Arme des IWF zu treiben, der ein grundlegendes Element der Expansionspolitik der USA ist.

All das Gerede über die europäische Solidarität war nur eine Nebelwand, die dazu diente, die Tatsache zu verheimlichen, dass dies eindeutig eine amerikanische Initiative gewesen ist, mit dem Ziel, uns in einer weitreichende, künstliche finanzielle Krise zu stürzen, so dass unser Volk in Angst leben, ärmer werden, wertvolle Errungenschaften verlieren und schließlich das Knie beugen und einer Herrschaft durch Ausländer zustimmen würde. Aber warum dies alles? Welche Pläne sollen durchgeführt, welche Ziele erreicht werden?

Obwohl ich immer ein Anhänger der griechisch-türkischen Freundschaft gewesen bin und es weiterhin bleibe, muss ich sagen, dass ich erschrocken bin über die plötzlich Intensivierung der Beziehungen zwischen den beiden Regierungen, die Sitzungen von Ministern und anderen Beamten, die Besuche in Zypern und die Visite von Erdogan. Ich vermute hinter alledem die amerikanische Politik und ihre zweifelhaften Pläne in Bezug auf unsere geographische Lage, die Ölvorkommen im Meer, die Zypern-Regierung und die Ägäis, unsere nördlichen Nachbarn und die arrogante Haltung der Türkei, Pläne, die bisher nur durch das Misstrauens und die Opposition des griechischen Volk vereitelt worden sind.

Um uns herum, ist jeder schon mehr oder weniger auf dem US-Zug aufgesprungen. Wir haben den einzigen Misston abgegeben, wir, die seit der Einsetzung der Junta und des Verlustes von 40 Prozent Zyperns, bis zu unseren engen Beziehungen zu FYROM und den ultranationalistischen Albanern, kontinuierlich Schläge bekommen haben, aber noch nicht zur Vernunft gebracht worden sind.

Daher sollen wir als Volk abgeschafft werden und dies ist genau, was heute geschieht. Ich fordere die Ökonomen, Politiker und Analysten, auf, mir zu beweisen, dass ich falsch liege. Ich glaube, dass es keine andere plausible Erklärung gibt, als dass eine internationale Verschwörung, mit der Teilnahme von pro-amerikanischen Europäern wie Merkel, der Europäische Zentralbank und der internationalen reaktionären Presse, stattfindet, die sich im „großen Plan” verschworen haben, eine freie Nation zu versklaven. Ich finde jedenfalls keine andere Erklärung. Ich gebe aber zu, dass ich keine besonderen Kenntnisse habe und dass meine Worte nur auf dem gesundem Menschenverstand beruhen. Aber vielleicht gibt es viele andere Leute, die zu dem gleichen Schluss gekommen sind – und wir können dies in den kommenden Tagen herausfinden.

Jedenfalls möchte ich die öffentliche Meinung vorbereiten und darauf hinweisen, dass, wenn meine Analyse richtig ist, die Finanzkrise (die uns, wie ich gesagt habe, aufgezwungen wurde) nicht mehr ist als die erste bittere Getränk des prunkvollen Festes, das folgen wird und diesmal derart vitale nationale Fragen berühren wird, dass ich mir nicht einmal vorzustellen wünsche, wohin sie uns führen werden.

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Ich hoffe, dass ich falsch liege.


Diese Erklärung veröffentlichte Mikis Theodorakis am 27. April auf seinem Blog.

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