Nachdenkseiten zu Axel Springer

Sexualisierte Gewalt, Reichelt, die BILD, ein Buch, ein Podcast und die Frage der individuellen Verantwortung

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Der Springer-Konzern steht mal wieder im Fokus der Berichterstattung. Jens Berger hat sich das Buch von Benjamin von Stuckrad-Barre sowie eine Podcast-Reihe von Jan Böhmermann angetan. Ein Thema seiner Doppelrezension ist das Frauenbild der Bildzeitung und von Popliterat Stuckrat-Barre.

Wen man für das Medium schreibt, das selbst ein reaktionär-frauenfeindliches Bild transportiert, ist es wenig glaubhaft, sich selbst als Opfer genau jener Frauenfeindlichkeit darzustellen, die man selbst tagein tagaus befördert. Dass die BILD mit all ihren „Titten-Storys“ und all ihrer offen zelebrierten Frauenfeindlichkeit eben jenen Chauvinismus befördert, den der Podcast vollkommen zu Recht kritisiert, kommt übrigens an keiner Stelle der langen acht Folgen vor. Die dargestellten Opfer des sexualisierten Machtmissbrauchs werden dabei im Grunde als naive Dummchen dargestellt, und auch die Autorinnen glänzen vor allem durch ihre Naivität. Der Podcast stellt in Summe – auch sprachlich – eine Springer-Kritik aus woker Perspektive dar, die sich stets nur um sich selbst dreht und jeglichen gesellschaftskritischen Anspruch vermissen lässt.

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Wie es besser geht, zeigt der Popliterat Benjamin von Stuckrad-Barre. Auch wenn es seinem Roman „Noch wach?“ primär um die Entfremdung von seinem Freund Matthias Döpfner – im Roman nur „mein Freund“ genannt – geht, schafft es der Autor hier auf vortreffliche Weise, den Opfern der sexualisierten Gewalt nicht nur ein Gesicht zu geben, sondern sie auch in Gestalt der fiktiven Figur „Sophia“ als selbstbewusste, intelligente Frauen darzustellen. Die Mitarbeiterinnen im Roman kennen die Spielregeln des Boulevards und haben sich auf ein vielleicht zynisch zu nennendes Spiel eingelassen. Eine „leicht dümmliche Ich-hab-mich-instrumentalisieren-lassen-Trulla“, wie sie es ironisch formuliert, will Sophia nicht sein. Das ist erfrischend, werden ihre realen Pendants im „Boys-Club“-Podcast doch genau so dargestellt.

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