Israel - Palästina

Die Aktion „Al-Aqsa-Sturm“ war keine „False-Flag-Operation“

Während kritische Stimmen – vor allem im Westen – glauben, es gäbe eine Vielzahl von Hinweisen darauf, die Operation des militärischen Flügels der Hamas, der Al-Qassam-Brigaden, sei von Israel orchestriert oder zumindest unter Mitwissen erfolgt, legt der bekannte Journalist Kevin Barrett eine interessante Analyse vor, die genau diese Theorien widerlegt.

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Benjamin Netanjahu mit seinen Geheimdienstchefs (im Jahr 2015 – Symbolbild).
Foto: Haim Zach Lizenz: CC BY-SA 3.0 , Mehr Infos

Meine Kollegin Cat McGuire von dem Portal False Flag Weekly News hat mir eine E-Mail geschickt:

So viele Leute behaupten immer noch, dass Israel letztendlich hinter dem Hamas-Angriff steckte, damit es Gaza pulverisieren konnte. … Kevin, kannst du bitte einen definitiven Artikel schreiben, um die Leute von der Idee abzubringen, dass Israel den 7. Oktober gesteuert hat? Bringe die Fakten auf den Punkt. Ich denke, es gibt drei wesentliche Hindernisse, die die Leute davon abhalten, zu glauben, dass es sich nicht um eine False-Flag-Operation handelt.

Cat McGuire nennt folgende „strittige“ Thesen:

  • *Es ist klar, dass Israel vorher Bescheid wusste.
  • *Israels gepriesene Sicherheitskapazitäten.
  • *Der Mossad hat die Hamas gegründet.

Bevor ich auf diese drei Punkte eingehe, die alle auf einer Übertreibung der israelischen Fähigkeiten beruhen, möchte ich erklären, warum das Szenario der „falschen Flagge“ für so viele Menschen intuitiv Sinn macht.

Da ich einen Großteil der letzten zwanzig Jahre damit verbracht habe, zu erklären, dass der 11. September und andere Ereignisse unter falscher Flagge stattgefunden haben, bin ich mir bewusst, dass jedes Mal, wenn westliche Medien eine „islamische Terrorgruppe“ für die jeweils jüngste blutige Gräueltat verantwortlich machen, Skepsis gerechtfertigt ist. Für Menschen, die sich mit dem 11. September beschäftigt haben, ist es nur natürlich, misstrauisch zu sein, wenn auf ein Massaker, das „radikalen Muslimen“ zugeschrieben wird, ein noch viel größeres Massaker an Muslimen folgt – so wie es geschah, als der Tod von rund 3.000 Menschen am 11. September die Invasionen, Besetzungen und Plünderungen muslimischer Länder und die Ermordung von Millionen Muslimen in aller Welt auslöste.

Vor dem 11. September 2001 suchten Benjamin Netanjahu und seine neokonservativ-zionistischen Freunde nach einem Weg, die Vereinigten Staaten dazu zu bringen, ein völkermörderisches Massaker im Nahen Osten zu inszenieren. Ihr Ziel war es, die strategische Situation in der Region durch die Zerstörung von „sieben Ländern in fünf Jahren“, die alle Feinde Israels waren, völlig zu verändern. Sie kündigten ihren Plan in dem DokumentA Clean Break: A New Strategy for Securing the Realm“ von 1996 an und riefen im Jahr 2000 erneut zu einem „neuen Pearl Harbor“ auf. Dann wurde am 11. September am helllichten Tag das World Trade Center in die Luft gesprengt. Mit ihrer Medienmacht gelang es den Tätern, damit durchzukommen.

Oberflächlich betrachtet sieht der Al-Aqsa-Sturm vom 7. Oktober 2023 ähnlich aus. Wie der britische Journalist Richard Medhurst feststellt:

„Vor ein paar Wochen, kurz bevor dieser Krieg in Gaza ausbricht, geht Netanjahu vor die Generalversammlung der Vereinten Nationen, hält eine Karte hoch und erklärt seinen Plan für einen neuen Nahen Osten: einen Wirtschaftskorridor, der sich von Indien bis zu den Vereinigten Arabischen Emiraten, nach Saudi-Arabien, nach Jordanien, nach Israel und schließlich bis zum gesamten europäischen Kontinent erstreckt. Das ist eine Konkurrenz zur Neuen Seidenstraße. Israel schlägt sich plötzlich als Lösung für die Gasknappheit der Europäischen Union vor.

Im Jahr 2010 wurde eine geologische Untersuchung durchgeführt und dieses monströse riesige Gasfeld im Nahen Osten gefunden. Es wird Leviathan genannt und befindet sich im Mittelmeer, im levantinischen Becken. Das bedeutet, dass es direkt vor der Küste Palästinas, des Libanons und Syriens liegt. Und als Netanjahu bei der UNO mit seinem brillanten Plan auftauchte, dachten die Israelis, oh, das ist eine beschlossene Sache, sie werden Saudi-Arabien einfach dazu bringen, die Beziehungen zu normalisieren und damit das palästinensische Problem ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen. – Quelle“

(Bei der Aussage von Richard Medhurst handelte es sich um ein Video, das mittlerweile von dem Plattformbetreiber Tiktok gelöscht wurde. Die Quelle wurde also im Nachhinein „entfernt“, bei Tiktok im Hinblick auf unerwünschte politische Äußerungen keine Seltenheit, Anm. Übers..)

Sowohl vor 9/11 als auch vor dem Al-Aqsa-Sturm verkündete Netanjahu also Pläne zur radikalen Umgestaltung des Nahen Ostens. Aber es gibt einen großen Unterschied. Der 11. September half ihm bei der Verwirklichung seines Clean-Break-Plans, während der Al-Aqsa-Sturm seinen Plan für einen neuen Nahen Osten zunichtemachte. Die Emiratis, die Saudis und die Jordanier sind jetzt raus – und zwar für immer. Keine Pipeline nach Israel mehr! Und Israels Plan, Gas aus dem Mittelmeer zu fördern, wird nicht so bald Früchte tragen, da die Region im Chaos versinkt.

Einige US-Amerikaner mit nur oberflächlichen Kenntnissen des muslimischen Ostens behaupten, Netanjahu habe den 7.10. unter falscher Flagge inszeniert, um die Palästinenser aus dem Gazastreifen zu vertreiben, damit er die Gasfelder vor der Küste des Gazastreifens ausbeuten kann. Kleines Problem: Er brauchte sie nicht zu vertreiben! Israels Marine sieht sich keiner nennenswerten Bedrohung aus dem Gazastreifen ausgesetzt. (Sie muss sich vielleicht um den Libanon, Syrien oder sogar die Türkei Sorgen machen, aber nicht um Gaza.)

Kurz gesagt, der Al-Aqsa-Sturm hat Israels (und Netanjahus) Plan, die palästinensische Frage zu ignorieren und die Region neu zu gestalten, völlig zerstört. Wie Medhurst feststellt, begünstigt der 7.10. die Pläne für das Projekt der „Neuen Seidenstraße“ zwischen Russland, China, Iran, der Türkei und Syrien und hat die von den USA unterstützte Alternative der Zionisten zerstört. Er hat die palästinensische Sache in den Vordergrund gerückt und den größten Teil der Welt dazu gebracht, sich hinter sie zu stellen. Das ist natürlich nicht das Ergebnis, das Netanjahu oder irgendjemand in Israel (oder den USA, was das betrifft) wollte.

Lassen Sie uns nun die drei Punkte von Cat McGuire betrachten.

*Es ist klar, dass Israel vorher Bescheid wusste

Israel hat Warnungen erhalten – von Ägypten und sogar von der Hamas selbst –, dass etwas kommen würde. Aber es gibt keinen Beweis dafür, dass sie wussten, dass die Hamas im Begriff war, eine so große und erfolgreiche Operation durchzuführen. Sie machten sich mehr Sorgen um das Westjordanland, wo die Muslime über die zunehmenden Schändungen der Al-Aqsa-Moschee durch die Zionisten wütend sind, und um ihre nördliche Grenze zum Libanon und zu Syrien. Die Zionisten haben die von Iran und Syrien unterstützte Hisbollah immer als ihre größte Bedrohung angesehen. Die Hamas wurde als unbedeutend eingeschätzt. Daher konzentrierte sich das israelische Militär auf das Westjordanland und die Nordgrenze, nicht auf den Gazastreifen, von dem man annahm, er sei unter Kontrolle.

Und wenn man glaubt, dass der Al-Aqsa-Sturm so ablief, wie Netanjahu es wollte, wie erklärt man dann die zweihundert israelischen Gefangenen? Der symbolische Zweck des Al-Aqsa-Sturms bestand darin, Vergeltung für die zionistischen Schändungen der Al-Aqsa-Moschee zu üben, aber sein operativer Zweck bestand darin, israelische Gefangene zu nehmen, um sie gegen palästinensische auszutauschen. Und jeder, der glaubt, dass Israel jemals tatenlos zusehen wird, wie seine Leute als Geiseln genommen werden, ist ein Narr. Israel ist sich des strategischen Wertes von Geiseln bewusst und tut alles, um sicherzustellen, dass niemals ein Israeli als Geisel genommen wird. Am 7. Oktober gehörte dazu auch der Einsatz von Panzergranaten, Raketenbomben und schwerer Artillerie, um Hunderte von israelischen Zivilisten und Dutzende von potenziellen Geiselnehmern zu töten, ganz im Sinne der Hannibal-Direktive. Die überwiegende Mehrheit der an diesem Tag getöteten israelischen Zivilisten wurde wahrscheinlich vom eigenen Militär getötet, entweder im Kreuzfeuer des „Kriegsnebels“ oder um zu verhindern, dass sie als Geiseln genommen werden.

*Israels gepriesene Sicherheitsfähigkeiten

Es wurde behauptet, dass sich nicht einmal ein Insekt der Mauer des Konzentrationslagers Gaza nähern könnte, ohne dass Israel davon wüsste. Das mag wahr gewesen sein, als die Überwachungs- und Kommunikationssignale noch funktionierten. Aber die Hamas schaltete Israels Mobilfunkmasten mit Drohnen aus, blendete die zionistischen Verteidiger und ermöglichte so den Ausbruch aus dem Konzentrationslager. (Drohnen läuten das nächste Zeitalter der Kriegsführung ein und verschaffen Außenseitern einen enormen Vorteil.)

Menschen, die nicht glauben, dass die Hamas so kompetent und Israel so inkompetent sein könnte, sind von der zionistischen Propaganda in die Irre geführt worden. Israel versucht, die Menschen davon abzuhalten, sich ihm zu widersetzen, indem es vorgibt, allmächtig und allwissend zu sein. Tatsächlich sagen meine US-Geheimdienstquellen mit Insiderwissen, dass der israelische Geheimdienst gut ist, aber nicht so gut. Ihr größtes Kapital sind die milliardenschweren schlafenden Agenten, die sogenannten Sayanim, in den USA und Europa. Leute wie Arnon Milchan und Larry Silverstein und Les Wexner und sein Schützling Jeffrey Epstein (und vor ihnen Meyer Lansky) sind großartig darin, amerikanische Atomwaffen zu stehlen, die Zwillingstürme in die Luft zu jagen und Schmutz über amerikanische Führer zu sammeln. Und die jüdisch-zionistischen Milliardäre, denen Hollywood gehört und die die Medien beherrschen, können dafür sorgen, dass ihre Verbrechen vertuscht und ihre Propaganda in den Wind geschlagen werden. Aber nichts davon hilft ihnen, die Hamas in den Griff zu bekommen.

*Der Mossad hat die Hamas geschaffen

Manchmal hat man den Eindruck, dass Israelis immer über alles lügen, aber das stimmt nicht ganz. Das Buch „Rise and Kill First“ des israelischen Investigativ-Journalisten Ronan Bergman mag von den IDF zensiert werden, aber seine Schilderungen der Ursprünge von Hamas und Hisbollah sind glaubwürdig. Scheich Ahmad Yasin, frisch aus dem israelischen Gefängnis entlassen, gründete die Hamas 1986 und erhielt tatsächlich eine bescheidene Finanzierung von seinen ehemaligen Peinigern, zumindest anfangs. Die Israelis hofften, dass die Hamas die Palästinenser spalten und die PLO schwächen würde. Doch die islamische Widerstandsgruppe geriet schnell außer Kontrolle, und Israel hat den größten Teil der letzten dreißig Jahre damit verbracht, zu bedauern, dass sie Scheich Yasin jemals aus dem Gefängnis entlassen hatten. Am Schluss töteten sie ihn sowie eine lange Liste anderer Hamas-Führer.

Aber infiltriert Israel nicht die Hamas? Sicher, sie versuchen es, mit gemischtem Erfolg – so wie die Hamas Israel infiltriert, und jeder infiltriert jeden. Im Vergleich zu den USA ist Israel ziemlich gut darin, arabische Gruppen zu infiltrieren. Die Hälfte der israelischen „Juden“ sind in Wirklichkeit Araber, d. h. arabische Muttersprachler, die von nicht-jüdischen Arabern nicht zu unterscheiden sind. Die USA ihrerseits haben weniger muttersprachliche Agenten zur Auswahl und trauen denen, die sie haben, nicht. Aber obwohl die falschen Araber des Mossad die der CIA übertreffen und vor langer Zeit großen Erfolg bei der Infiltrierung der PLO und anderer säkularer palästinensischer Gruppen hatten, hatten sie mehr Probleme bei der Infiltrierung religiöser Gruppen wie Hamas und Hisbollah, wie Bergman in „Rise and Kill First“ betont.

Außerdem gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass die Hamas besonders schlecht darin sei, ihre Operationen geheim zu halten, denn der Al-Aqsa-Sturm war eine sehr abgeschottete Operation. Sie wurde von kleinen Teams durchgeführt, von denen jedes seine eigenen Befehle kannte, nicht aber das Ausmaß des Angriffs. Nur einige wenige vertrauenswürdige Personen waren in das Gesamtbild eingeweiht.

Nur oberflächlich plausibel

Trotz ihrer oberflächlichen Plausibilität beruht die Behauptung, Netanjahu habe die Anschläge veranlasst oder absichtlich ermöglicht, auf irreführenden Vergleichen, vagen Eindrücken und vor allem auf prahlerischer zionistischer Propaganda, deren Ziel es ist, Israels Stärke zu übertreiben und Gegner einzuschüchtern. Und nun ist diese Propagandablase geplatzt. So wie der Sieg der Hisbollah im Jahr 2006 Israel demoralisiert und den palästinensischen Widerstand beflügelt hat, so hat der Al-Aqsa-Sturm die gleiche Wirkung gehabt, trotz – und in gewissem Maße sogar wegen – der schrecklichen Kriegsverbrechen, die Israel fast minütlich begeht. (Diese Kriegsverbrechen werden sich langfristig wahrscheinlich als kontraproduktiv erweisen, da sie den größten Teil der Welt Israel gegenüber feindlich gesinnt haben und auf der pro-palästinensischen, antizionistischen Seite für immer mehr Aufregung sorgen.)

Aber wie steht es um Netanjahus persönliche politische Situation? Wird ihn diese Krise nicht retten? Die Antwort: fast sicher nicht. Dazu verweise ich auf den Autor Ron Unz, der vor kurzem zwei ausgezeichnete Analysen veröffentlicht hat, die sich mit der Frage der „falschen Flagge“ befassen. Im Folgenden finden Sie die entsprechenden Auszüge.

Ron Unz über die Unwahrscheinlichkeit des False-Flag-Szenarios

„American Pravda: Israel, Gaza, and Broader Issues“ – 23. Oktober 2023

„Seit vielen Monaten sah sich die israelische Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu mit enormen öffentlichen Demonstrationen seiner erbitterten politischen Gegner konfrontiert, die eine beispiellose Spaltung der eigenen Gesellschaft darstellten, die sogar an einen Bürgerkrieg grenzte. Dieser Theorie zufolge hatte Netanjahu den Anschlag also absichtlich zugelassen, in der Hoffnung, ihn als sein „Pearl Harbor“ oder „9/11“ zu nutzen, um seine eigene politische Position zu festigen, und ihm vielleicht sogar einen Vorwand zu liefern, die Palästinenser aus dem Gazastreifen und dem Westjordanland zu vertreiben, um so das politische Ziel der extremeren Mitglieder seiner Koalition zu erreichen, die Grenzen Israels zu erweitern und gleichzeitig das schwelende „Palästinenserproblem“ dauerhaft zu lösen.

Trotz seiner scheinbaren Popularität zerfällt die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios bei sorgfältiger Betrachtung. Israel hat wahrscheinlich die schlimmste eintägige Niederlage in seiner nationalen Geschichte erlitten, eine strategische Katastrophe. Abgesehen von den enormen Verlusten an Menschenleben bei einer so kleinen Bevölkerung hat der enorme Erfolg der Hamas den mächtigen Mythos der militärischen Stärke Israels erschüttert, der seit drei Generationen der Eckpfeiler der nationalen Sicherheitsstrategie des Landes ist. Diese schweren Verluste legten die Vermutung nahe, dass die IDF zu einem Papiertiger geworden waren, was die Lektion der militärischen Rückschläge von 2006 gegen die Hisbollah im Libanon noch verstärkte. Wenn schlecht bewaffnete Hamas-Kämpfer einen so schweren Schlag erzielen konnten, fühlten sich zweifellos alle regionalen Gegner Israels ermutigt, und das wäre jedem israelischen Sicherheitsbeamten klar gewesen, der einen solchen Schachzug in Erwägung gezogen hätte.

Wir sollten uns auch daran erinnern, dass Israel kurz davorstand, seine Beziehungen zu Saudi-Arabien, dem wohlhabendsten und einflussreichsten arabischen Staat, zu normalisieren – eine Aussicht, die nun völlig verschwunden ist. Die israelische Führung hatte dieses Ziel jahrzehntelang verfolgt, und es erscheint sehr unwahrscheinlich, dass die israelische Regierung diese Chance geopfert hätte, indem sie absichtlich einen großen Hamas-Anschlag ermöglichte.

Aber nehmen wir einmal an, Netanjahu wäre politisch so verzweifelt und so irrational gewesen, dass er beschlossen hätte, einen erfolgreichen Hamas-Angriff zuzulassen, indem er seine eigenen Sicherheitsvorkehrungen außer Kraft setzte. Wie hätte er das tun können?

Abgesehen von der regulären Armee verfügt Israel über drei separate Geheimdienste, den Mossad, den Shin Bet und die Einheit 8200, die alle dazu neigen, miteinander zu rivalisieren. Wie der ehemalige CIA-Analyst Larry Johnson feststellte, hätte Netanjahu also die Führung aller drei Organisationen in seinen heimtückischen Plan einbinden müssen, um einen erfolgreichen Hamas-Angriff zu ermöglichen, und gleichzeitig dafür sorgen müssen, dass keiner der zuständigen Offiziere anderer Meinung war und die ultraexplosive Geschichte an die heftig gegen Netanjahu eingestellten Medien weitergab. Das scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein.

Darüber hinaus ist die israelische Gesellschaft, wie bereits erwähnt, in letzter Zeit extrem gespalten, wobei sich der Großteil der Eliten des Landes gegen Netanjahu stellt und versucht, ihn aus dem Amt zu jagen. Medienberichten zufolge stand die Führung des Mossad voll und ganz auf der Seite der Netanjahu-Gegner, und es wird behauptet, dass Mossad-Agenten sogar dabei halfen, die großen öffentlichen Demonstrationen, die seinen Rücktritt forderten, zu orchestrieren. Hätten sie auch nur den geringsten Hinweis darauf erhalten, dass Netanjahu das Land absichtlich für einen großen Hamas-Angriff öffnet, hätten sie diese Tatsache sicherlich genutzt, um ihn zu vernichten.

Außerdem führt Netanjahu eine Koalitionsregierung, in der viele seiner Top-Minister ihn hassen und darauf erpicht sind, seinen Ruf zu untergraben. Selbst seine eigenen Gefolgsleute könnten seinen Sturz begrüßen, um ihn zu ersetzen und an die Macht zu kommen, und es ist schwer zu glauben, dass in einer solchen politischen Schlangengrube ein so tödliches Geheimnis bewahrt werden konnte. Und jetzt, wo so viele Hunderte von israelischen Zivilisten getötet wurden, könnte ein einziger empörter Informant Netanjahu und seine Mitverschwörer vor Gericht stellen oder sogar lynchen lassen. Den israelischen Quellen von Seymour Hersh zufolge kann Netanjahus lange politische Karriere die Nachwirkungen der militärischen Katastrophe, die sein Land nun erlitten hat, unmöglich überleben.

Berichte, wonach eine ägyptische Warnung vor einem geplanten Hamas-Angriff ignoriert wurde, mögen ein Zeichen von Nachlässigkeit sein oder auch nicht; vielleicht hatten sich zahlreiche frühere Warnungen ähnlicher Art stets als Fehlalarm erwiesen. Schwerwiegender sind Berichte, wonach Netanjahu kürzlich zwei der drei an der Grenze zum Gazastreifen stationierten israelischen Bataillone ins Westjordanland verlegt hat, um jüdische Siedler bei ihrem aggressiven Vorgehen gegen die dortigen Palästinenser zu unterstützen. Aber das scheint eher ein Zeichen von Selbstüberschätzung und Inkompetenz zu sein als ein verräterisches Komplott. – Quelle“

Pro-Israel Propaganda-Lies vs. Reality – 30. Oktober 2023

„… Ich denke, dass die nachfolgenden politischen Entwicklungen diese Möglichkeit (eines „False Flag“) fast ausgeschlossen haben. Vor ein paar Tagen beschrieb die New York Times die politische Situation in Israel:

„Benjamin Netanjahu hat sich seit dem Hamas-Angriff ungewöhnlich isoliert gezeigt, inmitten sinkender Umfragewerte und Anschuldigungen, dass seine chaotische Führung im vergangenen Jahr die Bühne für das katastrophale Sicherheitsversagen am 7. Oktober bereitet habe.

Nur wenige Mitglieder seiner Regierung haben ihm seither uneingeschränkte Rückendeckung gegeben, wobei viele einfach sagten, dass die Fehler der Regierung erst nach dem Ende des Krieges untersucht werden sollten.“

„Ich sage das so deutlich wie möglich: Es ist für mich klar, dass Netanjahu und die gesamte israelische Regierung sowie jeder, unter dessen Aufsicht dies geschah, die Verantwortung für das Geschehene trägt“, sagte Miki Zohar, ein Minister aus Netanjahus Partei, am Donnerstag gegenüber einem Radiosender. „Das ist auch für Netanjahu klar. Er trägt auch die Verantwortung.“

Angesichts einer solchen öffentlichen Kritik an Netanjahu durch seinen eigenen Kabinettsminister gäbe es einen gigantischen politischen Anreiz für jeden Informanten, sich zu melden und zu enthüllen, dass die Regierung den Hamas-Anschlag absichtlich zugelassen hat. In dieser Atmosphäre wäre es völlig unmöglich, eine derartig brisante Enthüllung geheim zu halten.

Hätte Netanjahu auch nur den geringsten Grund zu der Annahme, dass seine zahlreichen politischen Feinde in den Sicherheitsdiensten den Hamas-Anschlag absichtlich ermöglicht haben, um ihn in Verlegenheit zu bringen, würde er Himmel und Erde in Bewegung setzen, um diese Fakten aufzudecken und seine Karriere zu retten.

Doch nichts dergleichen ist geschehen. Das israelische Parlament ist berüchtigt für seine wilden Anschuldigungen und seine hitzige Rhetorik, aber ich habe noch kein einziges Mitglied der Knesset gehört, das solche aufrührerischen Behauptungen aufgestellt hätte.

Ein Kommentator auf unserer Website machte einen sehr ähnlichen Einwand zu den Reaktionen in der arabischen Welt:

„Es gibt derzeit 465 Millionen Araber auf der Welt, die dieselbe Sprache wie die Hamas sprechen, die ihre eigenen Medien, Kanäle und Journalisten haben, von denen sich einige sehr stark für Palästina engagieren, während andere einen Kotau vor den Zionisten machen. Es gibt kein einziges arabisches Medium, keinen Journalisten oder auch nur einen zufällig auf der Straße befragten Bürger, der die verrückte Meinung vertritt, dass der Al-Quds-Sturm am 7. Oktober eine False-Flag-Operation war.“

Araber und Israelis kennen sich offensichtlich am besten mit der Situation vor Ort aus, und sie sind oft sehr „verschwörerisch“ in ihren Überzeugungen. Wenn also praktisch niemand von ihnen diese Möglichkeit in Erwägung zieht, erscheint es ziemlich dumm, wenn unwissende Außenstehende dies tun. Quelle.“

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Der Artikel erschien im Original am 31. Oktober 2023 bei The Unz Review unter dem Titel „Al-Aqsa Storm Was Not a False Flag“. Übersetzung: Hintergrund.

 

Der Autor

Dr. Kevin Barrett ist promovierter Arabist und Islamwissenschaftler. Er gilt als einer der bekanntesten amerikanischen Kritiker des Kriegs gegen den Terror. Er ist Gastgeber von TRUTH JIHAD RADIO, einer wöchentlichen Radiosendung, und der wöchentlichen Nachrichtenrundschau FALSE FLAG WEEKLY NEWS (FFWN). Außerdem war er mehrfach bei Fox, CNN, PBS und anderen Sendern zu Gast. Dr. Barrett hat an Hochschulen und Universitäten in San Francisco, Paris und Wisconsin gelehrt.

 

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