Terrorismus

Propaganda und Wahrheit – Die Botschaften des Osama bin Laden

Hinweis: Die Bilder sind aus den archivierten Hintergrund-Texten vor 2022 automatisch entfernt worden.

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Osama bin Laden soll nach Presseberichten eine neue Botschaft „genau zwischen die 9/11-Gedenkfeiern in New York und eine geplante neue Phase von amerikanischen Friedensbemühungen für den Nahen Osten“ platziert haben (vgl. Transkript ). Wie schon in unzähligen vorausgegangenen „Video“-Botschaften handelt es sich wieder um einen vorgetragenen Text zum starren Konterfei des angeblichen Al-Qaeda-Führers. „Auch wenn der Beleg für die Echtheit des Tonbandes noch fehlt: Sie ähnelt nach Angaben des auf das Islamisten-Internet spezialisierten Intel Centers früheren Al-Qaeda-Botschaften“, glaubt die Süddeutsche Zeitung. Anders sieht es das Schweizer Dalle Molle Institute for Artificial Intelligence. Es hatte schon vor Jahren die Tonspur angeblicher Bin-Laden-Videos auf ihre Authentizität hin geprüft und verglich die Stimmenaufzeichnungen mit verbürgten Audio-Mitschnitten. Dabei sei man sich nur bei einer der Aufzeichnungen unsicher gewesen, bei 14 handelte es sich nach Ansicht der Wissenschafter ganz sicher nicht (!) um die Stimme Bin Ladens.

Was steckt tatsächlich hinter den „Spezialisten" von Intel Center oder dem SITE Institut, die die „Terrorbotschaften“ angeblich im Internet aufspüren, sie dann auf ihre „Echtheit“ prüfen und deren Aussagen von den Medien bereitwillig zitiert werden? Ekkehard Sieker ist der Frage im Sommer dieses Jahres für Hintergrund (Heft 3/2009) nachgegangen. (Red.)

Die Medien und ihre ‚Fährtenleser des Terrors’


Von EKKEHARD SIEKER, 16. September 2009 –

Im Januar 2009, als das verheerende Ausmaß der Geld- und Finanzmarktkrise immer deutlichere Konturen annahm und immer neue Opfer forderte, wartete auch Osama bin Laden in den Massenmedien mit einem Beitrag zur aktuellen Finanzkrise auf. Bin Laden bedient sich bei Steinbrück meldet das Handelsblatt. Im Artikel hieß es dann weiter: „Diese Krise habe die USA, die neben Israel der Hauptfeind der Muslime seien, jetzt schon stark geschwächt, erklärte er [Bin Laden, d.Verf.] in einer am Mittwoch im Internet veröffentlichten Audio-Botschaft, die dem Anführer der Terrornetzwerks El Kaida zugeschrieben wird. Bin Laden zitierte, um dieses Argument zu untermauern, unter anderem Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD), der in einer Regierungserklärung Ende September gesagt hatte, die Bankenkrise sei ein Erdbeben, in dessen Folge die USA ihren Status als ‚Supermacht des Weltfinanzsystems’ verlieren würden.“ (1) Und die T-Online-Nachrichten verbreiteten zur gleichen Zeit eine Nachricht, als deren Quellen sie die Nachrichtenagenturen AFP, dpa und AP angeben. Die Überschrift lautete, ähnlich wie beim Handelsblatt: Bin Laden zitiert aus Regierungserklärung Steinbrücks. (2)

Die gesetzliche Verpflichtung der Medien

Woher bekommen die Medien ihre Informationen über Al Qaeda, Bin Laden, islamistische Netzwerke und die ständig akute Anschlagsgefahr? Überraschenderweise erweist sich die Anzahl der Quellen als recht übersichtlich. Wie glaubwürdig sie sind, erfordert einen genaueren Blick auf die Protagonisten und ihre Seriosität.

Journalisten in Deutschland sind von Rechts wegen dazu verpflichtet, ihre Behauptungen vor einer Veröffentlichung zu überprüfen: „Rundfunkprogramme sind an die verfassungsmäßige Ordnung gebunden und der Wahrheit verpflichtet“, heißt es etwa im Landesmediengesetz Baden-Württembergs. Und weiter: „Berichterstattung und Informationssendungen haben den anerkannten journalistischen Grundsätzen zu entsprechen. Sie müssen unabhängig und sachlich sein. Nachrichten und Berichte sind vor ihrer Verbreitung mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf Wahrheit und Herkunft zu prüfen. Noch nicht ausreichend verbürgte Nachrichten und Berichte dürfen nur veröffentlicht werden, wenn sie mit einem erkennbaren Vorbehalt versehen sind. Tatsachenbehauptungen, die sich als falsch erwiesen haben, sind unverzüglich und angemessen richtig zu stellen.“ (3) Was das Land Baden-Württemberg gesetzlich von seinen Medienschaffenden und Journalisten verlangt, gilt so oder ähnlich auch in anderen Bundesländern.

Der Terrorfürst Osama bin Laden und die ARD

Am 30. August 2004 sendete die ARD eine Dokumentation mit dem Titel: Osama Bin Laden – Begegnungen mit einem Terroristen. In der Ankündigung der Sendung heißt es zusammenfassend: „Osama bin Laden ist der wohl gefährlichste und am meisten gesuchte Terrorist. Um ihn festzunehmen und seine Verbündeten zu bekämpfen, zogen die USA in den Krieg gegen Afghanistan. Doch der Gesuchte entwischte den Militärs und den Agenten der Geheimdienste. … Trotz eines Kopfgeldes von mehreren Millionen US-Dollar, ausgesetzt durch das FBI, gelang es bisher niemandem, Osama bin Laden zu fassen. Auch seine Organisation, die Al Kaida, konnte nicht zerschlagen werden. Im Gegenteil, seine engen Verbündeten, zum Beispiel die Talibankrieger, kämpfen wieder gegen die Zentralregierung in Kabul und die US-Truppen.“ (4)
Diesen Text hätte die US-Regierung wohl auch nicht anders formuliert. Die ARD gibt damit publizistisch eindeutig vor, wie der Zuschauer die Rolle Osama Bin Ladens und die Gründe für den Krieg gegen Afghanistan zu sehen hat.

In der Programmankündigung der ARD findet sich der Hinweis, dass der Film von der Firma Brook Lapping Productions hergestellt wurde: „Verantwortlicher Produzent ist Brian Lapping, der mehrfach mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurde“. Und auch in einer Fotostrecke bei web.de – Nachrichten taucht ein bin Laden-Konterfei aus der Lapping-Produktion unter dem web.de-Titel Terrorfürst Osama bin Laden auf. (5)

Brian Lapping ist Chef der Londoner Brook Lapping Productions Ltd., die mit Unterstützung des britischen Schul- und Familienministeriums auch den Fernsehkanal teachers.tv betreibt, der sich an Lehrer und Ausbilder richtet. Lappings Spezialität sind Politik- und Terrorismus-Themen. So weist es die Webseite der Londoner Firma aus, die dort ihre technisch professionellen und sicher sehr teuren Hochglanz-Dokumentationen präsentiert.

Weitere Recherchen im Internet führen zu Brook Lapping-Produktionen innerhalb einer Dokumentarfilm-Serie mit dem Titel America at a Crossroads. Es ist eine Serie, die von der nichtkommerziellen US-amerikanischen Senderkette PBS (Public Broadcasting Service) seit April 2007 in den USA ausgestrahlt wird. Die Firma Brook Lapping Productions produzierte einzelne Folgen dieser Serie, so zum Beispiel Europe`s 9/11. Der Film berichtet – der Titel läßt es ahnen – über terroristische Anschläge und die Terrorismusgefahr in Europa. Interessant ist dabei, dass diese Dokumentation von der Brook Lapping Productions in Zusammenarbeit mit dem Aspen-Institut in Berlin hergestellt wurde. „This film is a Brook Lapping Production in association with the Aspen Institute Berlin“, heißt es kurz und knapp auf der Webseite des Senders PBS.(6) Es ist kein Geheimnis, dass das Aspen-Institut eine weltweit agierende Propaganda-Organisation der US-amerikanischen Neokonservativen ist. Als der ebenfalls von Brook Lapping Productions hergestellte Teil der PBS-Serie mit dem Titel The Case for War: In Defense of Freedom in der New York Times wegen offenkundig neokonservativen Einflusses kritisiert wurde (7), wandte sich die Londoner Produktionsfirma in einem Brief an die Redaktion und verkündete den nicht ganz unwichtigen Sachverhalt: „Brian Lapping ist in der Tat einer alter Freund von Richard Perle.“ (8)

Richard Perle ist seit Jahrzehnten bekannt als konservativer Hardliner, der etwa auch die rechtsextreme, nationalistische Vereinigung Project for the New American Century (PNAC) unterstützt. Aus seinem Völkerrechtsnihilismus und seiner Ablehnung der Vereinten Nationen hat Perle nie einen Hehl gemacht. Am 22. März 2003 – kurz nach Beginn des massiv von Perle unterstützten Angriffkrieges der USA und einiger ihrer Verbündeten auf den Irak – gab er in der Londoner Zeitung The Spectator seiner Hoffnung Ausdruck, dass wesentliche Teile der UNO durch den Irak-Krieg ebenfalls verschwinden würden. „Saddam Husseins Terrorherrschaft steht kurz vor dem Ende. Er wird rasch gehen, aber nicht allein: In einer Ironie des Abschieds wird er die Vereinten Nationen mit zu Fall bringen. Schön – nicht die gesamten Vereinten Nationen. Der Teil für die ‚guten Jobs‘ wird überleben, die friedenssichernden Bürokratien mit wenig Risiko werden bleiben, die darniederdämmernde Schwatzbude am Hudson wird fortfahren zu blöken. Was im Irak sterben wird, ist die Phantasie von den Vereinten Nationen als einer Grundlage der neuen Weltordnung.“ (9)

Wusste der verantwortliche NDR-Redakteur Volker Zielke, damals Leiter der Programmgruppe „Dokumentation und Reportage“, nicht, mit wem er sich einließ, als er mit Brian Lapping und dessen Produktionsfirma diese Osama bin Laden Dokumentation, die international unter dem Titel Meeting Osama bin Laden verbreitet wird, co-produzierte?

Die Terror-Tracker

Grundsätzlich stellt sich die Frage, woher die Medien oft ihre Informationen über Osama bin Laden, seine Fernseh- und Hörfunkbotschaften, das Terrornetzwerk Al Qaeda und über die globalen Gefahren des internationalen Terrorismus erhalten. Natürlich sind es Nachrichtenagenturen oder große Medien – wie in Deutschland etwa der Spiegel oder Spiegel-Online – , auf die die meisten Journalisten allein schon aus Zeit- und Kostengründen als Quellen zurückgreifen, wenn sie über den internationalen Terrorismus berichten wollen oder sollen. Nachrichtenagenturen und die anderen so genannten Leitmedien sind selbst jedoch nur mittelbare Quellen, wenn es um terroristische Drohungen, Bekenner-Videos und Ähnliches geht. Doch wo haben die meisten Inhalte der Leitmedien und Meldungen der Nachrichtenagenturen häufig ihren Ursprung?

Anfang August 2008 wurden bei Spiegel-Online (10) unter dem Titel Bin Laden auf der Spur so genannte „Terror-Tracker“ vorgestellt. Bei diesen Fährtensuchern im geheimen Netz des Terrors handelt es sich meist um privatwirtschaftliche oder nicht-kommerzielle Organisationen, deren wirkungsvoller Recherchearbeit vor allem im und über das Internet es angeblich zu verdanken ist, dass die Öffentlichkeit umfassend über Osama bin Laden und Al Qaeda informiert werden kann. „Geheime Adressen, öffentlichkeitsscheue Kundschaft, vertrauliche Methoden: Die US-Firmen Site und IntelCenter sind tiefer in die Welt des Cyber-Dschihadismus eingedrungen als die meisten Medien und Geheimdienste, denen sie zuliefern. Entsprechend groß ist ihr Einfluss“, schreibt Spiegel-Online.. Ein paar Zeilen weiter erfährt man über die beiden Fährtensucher im Terror-Netzwerk, Site und IntelCenter: „Praktisch jede im Internet veröffentlichte Ansprache von Osama Bin Laden, um nur ein Beispiel zu nennen, wird zuerst von Site und IntelCenter öffentlich gemacht. Sie finden sie im Gewirr der Qaida-nahen Web-Sites, senden in Sekunden erste Screenshots an ihre Abonnenten, fassen die Reden innerhalb von Minuten zusammen und verschicken innerhalb von Stunden die Übersetzung, schließlich Analysen. Da kaum Nachrichtenagenturen, Zeitungen oder Magazine in der Lage sind, diese Informationen selbst zu beschaffen oder zu prüfen, landen die Übersetzungen oft eins zu eins in den Medien.“ (11)

Die beiden Einrichtungen Site und IntelCenter haben nach Angaben von Spiegel-Online praktisch ein Informationsmonopol auf Bin Laden-Ansprachen und versorgen damit weltweit die Medien, die dann ihrerseits diese von Site und Intelcenter „im Gewirr der Qaida-nahen Web-Sites“ angeblich gefundenen Botschaften meist ungeprüft an die Öffentlichkeit weitergeben. Der anscheinend ungeheure Einfluss dieser beiden weitgehend unbekannten und im Hintergrund arbeitenden Organisationen auf das öffentliche Bewußtsein verlangt nach Aufklärung. Eine Angabe im Artikel von Spiegel-Online macht auf jeden Fall stutzig: Site und IntelCenter beliefern danach „Medien“ und „Geheimdienste“ mit ihren Informationen über bin Laden und den internationalen Terrorismus. Welche Personen stecken hinter diesen beiden Organisatoren? Im Spiegel-Online-Artikel werden Rita Katz und Josh Devon als Gründer von Site vorgestellt. Ein gewisser Ben Venzke wird im Anhang des erwähnten Artikels als „Gründer und Geschäftsführer“ von IntelCenter genannt. (12)

Die Organisation SITE

Der Name der Organisation SITE steht für „Search for International Terrorist Entities” – „Fahndung nach internationalen terroristischen Einheiten“. Die Organisation SITE wurde im Jahre 2002 zunächst in Washington als nicht-kommerzielles SITE-Institut von Rita Katz und Josh Devon gegründet und wird seit 2008 als kommerzielle Einrichtung unter dem Namen SITE Intelligence Group in Bethesda, im Staat Maryland, ein paar Kilometer nordwestlich von Washington, mit ähnlichen Aufgaben weiter betrieben. (13)

Die Organisation SITE geht davon aus, dass die US-Regierung – auf sich allein gestellt – den „Krieg gegen den Terror“ nicht für sich entscheiden kann. Deshalb beschreibt die SITE-Organsiation sich und ihre Arbeit als „ein unschätzbares Hilfsmittel“, hier unterstützend zu wirken, denn: „Wie die öffentlichen Anhörungen der 9/11-Untersuchungskommission in beunruhigender Weise klargemacht haben, ist die US-Regierung bislang nicht voll ausgerüstet, um den Krieg gegen den Terror zu gewinnen.“ Und deshalb verfolgt SITE gegenüber den Medien und der Öffentlichkeit – so wörtlich – eine „ … erzieherische Mission“, denn: „Das SITE-Institut wird von dem Prinzip geleitet, dass jedermann den Feind verstehen muß, um im Krieg gegen den Terrorismus die Oberhand zu gewinnen.“ (14)
Die von SITE an derselben Stelle kurz vorgestellten Arbeitsmethoden bei ihrer Terrorfahndung gleichen eher denen von Geheimdiensten und Ermittlungsbehörden und werden von der Organisation so beschrieben: „Durch kontinuierliche und intensive Überprüfung extremistischer Webseiten, öffentlicher Unterlagen und internationaler Medienberichte, sowie durch verdeckte Tätigkeiten auf beiden Seiten des Atlantiks, lokalisiert das SITE-Institut schnell Verbindungen zwischen Einheiten von Terroristen und ihren Unterstützern.“ Die beiden Gründer von SITE – Rita Katz und Josh Devon – können nach eigenen Angaben bei ihrer Anti-Terror-Arbeit auch auf längere Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit der US-Regierung aufbauen. So finden sich bei SITE folgende biographischen Hinweise:

„Rita Katz, Direktorin und Mitbegründerin des SITE-Instituts, hat internationale Terroristen und ihre Finanzgeschäfte einige Jahre lang studiert, aufgespürt und analysiert. Bereits einige Zeit vor dem 11. September hat sie persönlich Regierungsbeamte in den Bereichen Finanzierungs- und Anwerbungsnetzwerke von terroristischen Bewegungen unterwiesen, unter ihnen der ehemalige Terrorismus-Zar Richard Clarke und sein Personal im Weißen Haus, sowie Ermittler im Justizministerium, im Finanzministerium und im Ministerium für Heimatschutz [Department of Homeland Security, d. Verf.].“ (15)

Und weiter: „Josh Devon, leitender Analyst und Mitbegründer des SITE-Instituts, legt den Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Erforschung und Analyse des globalen Terroristennetzwerkes. Er hat bei Untersuchungen, die mit Terrorismus in Verbindung stehen, verschiedene Regierungsbehörden einschließlich das Ministerium für Heimatschutz [Department of Homeland Security, d. Verf.]“, das Justizministerium und das FBI beraten.“ (16)

Die Ergebnisse ihrer Arbeit – so beschreibt es SITE – benutzen dann größere Firmen, Regierungsbehörden und das Militär, sowie akademischen Einrichtungen, Denkfabriken und natürlich Medien und Journalisten. Dass die Organisation SITE mitunter auch direkt von der US-Regierung für ihre Leistungen im Anti-Terrorkampf bezahlt wird, ist nicht weiter überraschend und kann den vorliegenden Steuerabrechnungen des damals noch nicht kommerziellen SITE-Instituts aus den Jahren 2003 und 2004 entnommen werden. (17)

Die Organisation IntelCenter

Die Firma IntelCenter hat ihren Sitz in Alexandria im US-Bundesstaat Virginia nahe der Hauptstadt Washington. Diese Firma soll ein gewisser Ben Venzke bereits 1989 als 16-Jähriger gegründet haben. Der Vermerk „Copyright © 1989-2008 IntelCenter, All Rights Reserved“ auf der Web-Seite von IntelCenter weist auf das Gründungsjahr hin. (18) Dort erfährt man auch Näheres zum Geschäftsfeld der Firma. „Die Herausforderungen, denen sich die Fachleute aus den Bereichen Aufklärung, Terrorismusbekämpfung und der Erst-Reaktionskräfte gegenübersehen, steigt exponentiell an, da die Fähigkeit einiger Einzelpersonen, unter der Zivilbevölkerung große Opferzahlen und Zerstörung herbeizuführen, forciert zunimmt. …Wir können das Land, in dem Terroristen operieren, feindselig für deren Aufenthalt machen. Wenn der unausweichliche Tag kommt und ein Angriff erfolgt, werden wir in der Lage sein zu antworten und Leben zu retten. …Seit mehr als 16 Jahren sind die Angebote von IntelCenter und ihrer Schwesterfirma Tempest Publishing, so gestaltet worden, dass sie die Fachleute durch die Förderung dieser Zielsetzung unterstützen“, schreibt die Firma in ihrer Eigenwerbung. Beinahe zwei Jahrzehnte lang ist die Firma IntelCenter nach eigenen Angaben schon in diesem Anti-Terror-Geschäft: „Unser Schwerpunkt als Firma liegt auf dem Studium von Terroristengruppen und anderen bedrohlichen Akteuren und der rechtzeitigen Verbreitung der dabei erlangten Informationen unter denjenigen, die daraufhin handeln können.“ (19)

Aus welchen Bereichen kommen diese Anti-Terror-Fachleute, die den Kern der Kundschaft von IntelCenter bilden? In der Bildunterschrift einer Meldung der Nachrichtenagentur AP aus dem Jahre 2007 findet man einen ersten Hinweis. „IntelCenter ist ein privater Auftragnehmer, der für Geheimdienste arbeitet“, heißt es dort. (20) Die Firma selbst erklärt in ihrer Eigendarstellung diesen Sachverhalt etwas genauer: „Unsere vorrangige Kundschaft besteht aus dem Militär, den Strafverfolgungsbehörden und den Geheimdiensten in den USA und in anderen verbündeten Staaten rund um die Welt“ (21)

Und wer ist der Kopf dieses Unternehmens, der bereits als Jugendlicher im Antiterrorgeschäft gewesen sein soll? „Ben Venzke ist der Gründer und Geschäftsführer von IntelCenter“ erfährt man aus der Werbung für ein von Venzke herausgegebenes Buch über Al Qaeda. (22) Es ist aber nicht leicht, Genaueres über den Werdegang von Ben Venzke zu finden. Als es im Jahre 2002 zwischen dem Chiphersteller Intel Corporation und Firmen wie IntelCenter, die den Namensbestandteil ‚Intel’ in ihrer Firmenbezeichnung tragen, zu einer rechtlichen Auseinandersetzung kommt, bringt Ben Venzke in einer diesen Rechtsstreit betreffenden E-Mail ganz nebenbei zum Ausdruck, dass er sich als gegenwärtiger oder ehemaliger Teil einer Geheimdienst-Gemeinschaft sieht: „Wie diejenigen von uns wissen, die ein Teil der Geheimdienst-Gemeinschaft sind oder gewesen sind, ist das Wort ‚intel’…als Abkürzung für ‚intelligence’ [nachrichtendienstliche Aufklärung, d. Verf.] gebräuchlich und dieser Gebrauch des Wortes ist seit der Zeit George Washingtons – und möglicherweise sogar früher – dokumentiert.“ (23) Tatsächlich war Venzke zwei Jahre lang aktiver Teil dieser Geheimdienst-Gemeinschaft. In seinem biographischem Vermerk aus dem Jahre 1999 bei der Schwester-Firma Tempest-Publishing heißt es: „Er [Ben Venzke, d. Verf.] verbrachte auch zwei Jahre als Vizepräsident für Industrie bei der National Military Intelligence Association (NMIA).“ Die 1974 gegründete National Military Intelligence Association ist die Vereinigung für Mitarbeiter aus den Militärgeheimdiensten der USA. Als Hauptziel ihrer Arbeit nennt die NMIA „die berufliche Entwicklung der militärisch-geheimdienstlich Tätigen zu unterstützen und dabei zu helfen, die Wirksamkeit der gemeinsamen militärischen Geheimdienst-Operationen zur Unterstützung unserer Streitkräfte und des Heimatschutzes [Homeland-Security, d. Verf.] zu verbessern.“ (24)

Ben Venzke hat demnach aktiv in dieser Geheimdienst-Gemeinschaft gearbeitet, und er bewegt sich heute beratend zwischen den Vertretern dieser Geheimdienst-Gemeinschaft und den Medien, die er beliefert und bei denen er des Öfteren auftritt. (25)

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Wichtige Berichte über den internationalen Terrorismus in den Medien stammen demnach nicht aus unabhängigen Quellen, sondern kommen von den geheimdienst- und regierungsnah arbeitenden US-Einrichtungen IntelCenter und SITE. Deren Darstellungen werden meist völlig ungeprüft an die Öffentlichkeit weitergereicht.


Quellen:
(1) http://www.handelsblatt.com/politik/international/bin-laden-bedient-sich-bei-steinbrueck;2126354
(2) http://nachrichten.t-online.de/c/17/37/98/96/17379896.html
(3) http://www.umwelt-online.de/recht/allgemei/laender/bw/medieng_ges.htm
(4) http://www.ndrtv.de/doku/20040624_osamabinladen.html
(5) Foto Nr. 15 „OSAMA BIN LADEN – Begegnungen mit einem Terroristen: Eine Sendung vom NDR im Ersten. © NDR/Brook Lapping Productions. “
http://magazine.web.de/de/themen/nachrichten/bildergalerien/653480,image=14.html
(6) http://www.pbs.org/weta/crossroads/about/show_europes_911_producers.html
(7) http://www.nytimes.com/2007/04/17/arts/television/17free.html
(8) http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9D06E3DE1E3FF93BA35752C1A9609C8B63
(9) http://www.spectator.co.uk/the-magazine/cartoons/10958/united-they-fall.thtml
(10) http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,568725,00.html
(11) siehe (10)
(12) http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,568725-2,00.html
(13) http://en.wikipedia.org/wiki/SITE_Institute
http://web.archive.org/web/20021212131806/http://www.siteinstitute.org/about.html
http://web.archive.org/web/20080110110231/http://www.siteintelgroup.org/
(14) http://www.siteintelgroup.org/mission.html
(15) siehe (14)
(16) siehe (14)
(17) Form 990, Return of Organization Exempt From Income Tax, 2003, SITE Institute, INC,
Page 15 “ und
Form 990, Return of Organization Exempt From Income Tax, 2004, SITE Institute, INC,
Page 1
(18) http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,568725,00.html
(19) http://www.intelcenter.com/aboutus.html
(20) http://www2.chinadaily.com.cn/world/2007-07/05/content_911027.htm
(21) siehe (19)
(22) http://www.amazon.com/IntelCenter-al-Qaeda-Documents-Vol-2/dp/0966543742
(23) http://www.interesting-people.org/archives/interesting-people/200211/msg00178.html
(24) http://www.nmia.org/
(25) http://www.amazon.com/IntelCenter-al-Qaeda-Documents-Vol-2/dp/0966543742

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