Pflegenotstand

Es fehlen 35.000 Pflegekräfte

In der Alten- und Krankenpflege sind deutschlandweit mehr als 25.000 Fachkraft-Stellen nicht besetzt. Zudem fehlen rund 10.000 Hilfskräfte, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervorgeht.

Demnach waren 2017 im Schnitt 14.785 offene Stellen für Spezialisten in der Pflege alter Menschen gemeldet, in der Krankenpflege waren es 10.814. In Berlin kommen auf 100 offene Stellen in der Altenpflege 43 arbeitslose Fachkräfte, in Nordrhein-Westfalen 34, in Bayern und Thüringen dagegen nur 14 und in Rheinland-Pfalz und Sachsen nur 13. Im Bundesschnitt sind es 21. In der Krankenpflege kommen auf 100 offene Stellen in Berlin 81 arbeitslose Spezialisten, in Mecklenburg-Vorpommern 74, in Baden-Württemberg dagegen nur 29. Im Bundesschnitt sind es in diesem Bereich 41.

Anlässlich des 5. Deutschen Pflegetags Mitte März in Berlin wurde der aktuelle Pflege-Thermometer vorgestellt. Demnach können 17.000 offene Pflegestellen in stationären Pflegeeinrichtungen nicht besetzt werden. Wie das Ärzteblatt mitteilte, seien 11.400 Stellen für Altenpflegekräfte unbesetzt, 2.500 Stellen für Krankenpflegekräfte sowie 2.300 Stellen für Altenpflegehelfer und 750 Stellen für Krankenpflegehelfer. Das Ärzteblatt zitiert den Autor des Pflege-Thermometers, Prof. Dr. rec. medic. Michael Isfort vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung: „Für diese Pflegekräfte und -helfer wäre Geld da, doch es gibt auf dem Arbeitsmarkt niemanden, um sie zu besetzen.“

„Die kleinteiligen Maßnahmen der großen Koalition in den letzten Jahren bleiben wirkungslos, der Arbeitsmarkt für Pflegekräfte ist wie leer gefegt“, sagte die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt der dpa. Die von Union und SPD versprochenen 8.000 zusätzlichen Stellen im Pflegebereich seien nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Göring-Eckardt forderte „ein umfassendes Pflege-Sofortprogramm mit je 25.000 zusätzlichen Pflegefachkraftstellen für die Alten- und Krankenpflege, um die vakanten Pflegestellen schnellstmöglich zu besetzen und die Personalsituation insgesamt zu entlasten“.

Wie prekär die Situation in Pflegeheimen schon jetzt ist, zeigt eine Umfrage bei Leitungskräften aus 1.067 Pflegeheimen. Von den 84 Prozent der Leitungskräfte, die sich an der Umfrage beteiligten, „erklärten, dass sie Anfragen zur Kurzzeitpflege ablehnen müssten“, so das Ärzteblatt. „83 Prozent mussten Anfragen zur Langzeitpflege ablehnen. Und bei 71 Prozent gibt es Wartelisten bei der vollstationären Langzeitpflege. Nur 38 Prozent beurteilen das Angebot der vollstationären Pflege in ihrer Region als gesichert.“

Experten hatten das Ziel von 8.000 neuen Fachkräften als unzureichend kritisiert. Nach Einschätzung der Diakonie Deutschland gibt es einen akuten Bedarf von 60.000 neuen Stellen in der Altenpflege.

Der Vorsitzende der Partei DIE LINKE, Bernd Riexinger erklärte: „Um die zum Teil lebensgefährlichen Zustände in der Pflege zu beenden braucht es 100.000 Stellen in den Krankenhäusern und 40.000 Stellen für die Altenpflege zusätzlich.“

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