Ukraine-Krieg

Starker Rubel und positive Handelsbilanz

(Redaktion/14.6.22) Die Sanktionen nützen Russland. Zu diesem Ergebnis kommen Beobachter und Experten, die sich mit der Wirtschaftsentwicklung des Landes in den vergangenen Monaten beschäftigt haben. So ist die seit Februar stark gestiegene Inflation in Rusland Anfang Juni laut dem Internet-Magazin Business Insider bereits wieder von 20 auf 17 Prozent abgesunken und der Wechselkurs des Rubel hat sich erholt. Im Vergleich zum Juni vergangenen Jahres ist der Kurs des Euro gegenüber dem Rubel sogar um 30 Prozent gesunken.

Der Wirtschaftswissenschaftler am Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche, Vasily Astorv, sagte Buisness Insider, dass für die Situation die westlichen Sanktionen verantwortlich seien. Der Kurs des Rubels sei zu Kriegsbeginn eingebrochen, nun gebe es durch den Einbruch von Importen und den Rückzug vieler westlicher Firmen eine geringere Devisennachfrage, so Astorov. Ein Abfall der Nachfrage nach Devisen bremst die Inflation.

Der Kurs des Rubel ist derzeit zudem höher als vor dem Krieg. Dadurch sinken die Preise der noch importierten Güter. Auch das Ölembargo könnte dazu führen, dass die Inflation sinke, so Astorov. „Wenn das Ölembargo dann tatsächlich Kraft tritt und das russische Öl nicht zu 100 Prozent in anderen Märkten verkauft werden kann, dürfte die russische Inflation jedoch weiter gebremst werden.“ Denn dadurch stünde mehr Öl in Russland zur Verfügung, wodurch die Energiekosten sinken.

Auch der englische Wirtschaftsjournalist Larry Elliott sieht Russland als Sieger des Wirtschaftskriegs. Er schreibt in der Zeitung The Guardian, übersetzt von der Wochenzeitung Der Freitag, dass die Sanktionen Russland nicht zum Abzug aus der Ukraine bewegen konnten. „Das ist kaum überraschend, weil die Sanktionen den perversen Effekt haben, die Kosten für Russlands Öl- und Gasexporte in die Höhe zu treiben, seine Handelsbilanz massiv zu stützen und seine Kriegsanstrengungen zu finanzieren. In den ersten vier Monaten dieses Jahres konnte Putin einen Leistungsbilanzüberschuss von 96 Milliarden Dollar (90,7 Milliarden Euro) verbuchen – mehr als das Dreifache im gleichen Zeitraum 2021.“

Zwar schrumpfe die russische Wirtschaft, aber das Land habe zumindest vorerst Reserven, um weiter produzieren zu können. Auf längere Sicht werde die Koalition gegen Russland aufbrechen und eine Verhandlungslösung gefunden werden müssen, analysiert Elliott.

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