Innenpolitik

„Ein Schlag ins Gesicht.“ Oberst Kleins Beförderung erfährt scharfe Kritik

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Von REDAKTION, 9. August 2012 –

Während die geplante Beförderung von Bundeswehr-Oberst Georg Klein zum General von Ulrich Kirsch, dem Chef des Bundeswehrverbands,  ausdrücklich begrüßt wurde, stößt sie bei Hinterbliebenen der Opfer des von ihm veranlassten Massakers in Afghanistan auf Unverständnis. Der 51-Jährige soll Abteilungsleiter im neuen Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr werden – was einige Monate später seine Ernennung zum Brigadegeneral zur Folge hat.

„Die Beförderung wäre ein Schlag ins Gesicht der afghanischen Zivilbevölkerung und käme einer Kriegserklärung gleich“, sagte Hinterbliebenen-Anwalt Karim Popal der Neuen Osnabrücker Zeitung am Donnerstag. Er sprach von einer großen Enttäuschung und einem „schweren politischen Fehler“.

Klein hatte vor drei Jahren die Bombardierung zweier Tanklastzüge in der Nähe von Kundus veranlasst. Dabei kamen im September 2009 bis zu 142 Menschen ums Leben, die meisten von ihnen waren Zivilisten, darunter viele Kinder. Die herbeigerufenen US-Bomberpiloten wollten die Menschen durch Tiefflüge vertreiben. Erst das Insistieren Kleins veranlasste sie zum Abwurf der tödlichen Bomben.

Nach Informationen des ehemaligen CDU-Politikers Jürgen Todenhöfer ließ das Massaker 277 Waisenkinder ohne Ernährer zurück. (1) Von offizieller Seite werden die Zahlen seit Jahren heruntergespielt.

Auch in der Presse wird Kleins Beförderung zum Teil heftig kritisiert. So kommentierte die Lausitzer Rundschau aus Cottbus am Mittwoch: „Klein war schon sehr gut damit bedient, dass er danach Oberst bleiben konnte, wenn auch nicht mehr im Außeneinsatz. Dass er nun vom Verteidigungsministerium aber noch zum General befördert werden soll, ist eine Provokation. Dahinter steckt die höchst fragwürdige Botschaft an die Truppe: Wer Fehler macht, hat bei uns nichts zu befürchten, denn wo gehobelt wird, fallen Späne. Für die Zivilbevölkerung in den Einsatzgebieten, aber auch für die Anhänger der Bundeswehr als Friedensarmee ist das wahrlich keine gute Nachricht.“

Derweil schickt sich das deutsche Fernsehen an, einen tragischen Heldenmythos um Oberst Klein zu spinnen. Bereits im Juni begannen die  Dreharbeiten zur NDR/Arte-Produktion „Entscheidung bei Kunduz“ in Marokko, teilte der Norddeutsche Rundfunk am Montag mit. Die Sendetermine des Films, der bei Arte und im Ersten Programm der ARD gezeigt wird, stehen noch nicht fest. „Wir erzählen von einem menschlichen Drama zwischen Pflichtgefühl, fragwürdigen Informationen und der Furcht vor dem eigenen Versagen“, sagte Regisseur Raymond Ley.

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Die Hauptrolle des Oberst Klein hat Matthias Brandt übernommen, neben ihm spielen Axel Milberg, Matthias Koeberlin, Franz Dinda, Vladimir Burlakov und Ludwig Trepte. Für die Opfer des Bombardements scheint man keine hochkarätigen Darsteller vorgesehen zu haben.

(1) http://www.hintergrund.de/201102111361/politik/inland/unschuldslaemmer-merkel-und-steinmeier-drehen-weiter-an-der-vertuschungsspirale-in-sachen-kundus-massaker.html

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