Syrien

Armee befreit Altstadt von Aleppo

(07.12.2016/dpa)

Die syrische Armee hat am Dienstagabend die gesamte Altstadt Aleppos unter ihre Kontrolle gebracht, nachdem sich die Aufständischen aus dem Gebiet zurückgezogen hatten, um einer Einkesselung zu entgehen. Bereits am Dienstag hatten die Armee und ihre Verbündeten das strategisch wichtige Viertel al-Schaar eingenommen. Seit dem Beginn ihrer Offensive Mitte November haben die unter Führung al-Qaidas kämpfenden Aufständischen mehr als siebzig Prozent ihres bisherigen Gebiets in Ost-Aleppo verloren.

Seit Beginn der Offensive sollen sich bis zu achtzigtausend Menschen in die von der Regierung kontrollierten Stadtteile in Sicherheit gebracht haben. Viele der Flüchtlinge berichteten, dass die Aufständischen mit Gewalt gegen Menschen vorgingen, die versucht hatten, in die Regierungsgebiete zu fliehen. Schätzungen gehen von zehn- bis zwanzigtausend Zivilisten aus, die sich noch in den von al-Qaida kontrollierten Stadtteilen befinden. „Syrien betont, dass es seine Bürger in Ost-Aleppo nicht als Geisel der Terroristen im Stich lässt“, hieß es am Dienstag in einer Erklärung des Außenministeriums in Damaskus. „Die Regierung wird alle Anstrengungen unternehmen, um sie zu befreien.“

Angesichts ihrer bevorstehenden kompletten Niederlage fordern Vertreter der Aufständischen in einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme nun eine fünftägige Feuerpause. Sie solle dazu dienen, unter Aufsicht der Vereinten Nationen Verletzte und Zivilisten aus der Stadt zu bringen, heißt es in der Erklärung. Anschließend könne über die Zukunft Aleppos gesprochen werden. Bislang hatten die Dschihadisten in Aleppo Waffenstillstandsverhandlungen kategorisch abgelehnt, noch am Montag ließen deren Vertreter verlauten, „bis zum letzten Blutstropfen“ kämpfen zu wollen.

Der syrische Parlamentsabgeordnete aus Aleppo, Fares Schehabi, bezeichnete die Regierungsgegner als einen „Haufen Lügner“, die die Waffenruhe nutzen wollten, um ihre Stellungen zu verstärken. „Sie müssen zuerst abziehen. Wenn sie nicht abziehen, werden wir unsere Angriffe fortsetzen“, sagte er am Mittwoch gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Damaskus und Moskau machen eine Feuerpause von der Bereitschaft der Aufständischen abhängig, aus der einstigen Handelsmetropole abzuziehen, andernfalls würden sie „vernichtet“, sagte Russlands Außenminister Sergei Lawrow am Dienstag. Es gebe „keinen anderen Ausweg“. Noch am Montag zeigte sich der russische Chefdiplomat zuversichtlich, dass es mit den USA zu einer Einigung über den Abzug der islamistischen Kämpfer aus Ost-Aleppo kommen werde. Zu diesem Zweck war für diesen Mittwoch ein Expertentreffen in Genf angesetzt.

„Die USA haben uns plötzlich mitgeteilt, dass sie ein Dokument überarbeiten müssen und nicht teilnehmen können“, erklärte Lawrow dann aber am Dienstag der Agentur Tass zufolge. Die USA wollten offenbar den Gegnern des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad Zeit geben, sich neu zu formieren, so der Außenminister.

In ihrer Stellungnahme vom Mittwoch bekundeten die Aufständischen erstmals ihre an Bedingungen geknüpfte Bereitschaft, aus Aleppo abzuziehen. Ein Sprecher der Terrorgruppe Nour al-Din al-Zenki hatte vor Tagen noch jede Vereinbarung, die einen Abzug der Aufständischen beinhalte, als „unakzeptabel“ bezeichnet.

Moskau macht die Terrorgruppe für den Artillerie-Beschuss eines russischen Feldlazaretts in West-Aleppo verantwortlich, bei dem am Montag eine Ärztin und eine Helferin getötet worden waren. „Die Verantwortung für diese Tat tragen auch jene (im Westen), die die sogenannte Opposition unterstützen“, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Die mit al-Qaida kooperierende al-Zenki wurde in der Vergangenheit von der CIA mit Geldern und modernen Waffen ausgestattet.

Bei Artilleriefeuer auf ein Wohnviertel West-Aleppos war vor Tagen auch ein russischer Militärberater schwer verletzt worden. Inzwischen ist der Offizier seinen Verletzungen erlegen, wie das Verteidigungsministerium in Moskau am Mittwoch mitteilte.

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