Syrien

Israelische Raketen auf Damaskus

Auf Damaskus erfolgte ein nicht provozierter und damit völkerrechtswidriger israelischer Raketenangriff. Ein Studienzentrum, Teile eines Wohngebietes und eine Weltkulturerbe-Zitadelle wurden getroffen. Die Einschlagsstelle liegt unweit einer Verteilungsstelle humanitärer Hilfe für die Erdbebenopfer.

Folgen des israelischen Raketenangriffs auf Damaskus, 19. Februar 2023.
Foto: Karin Leukefeld, Mehr Infos

In der Nacht zum Sonntag wurde die syrische Hauptstadt Damaskus von schweren Raketeneinschlägen erschüttert. Kurz nach Mitternacht (Ortszeit) schlugen israelische Raketen in Kfar Souseh, in Masraa und in der Zitadelle von Damaskus ein. Nach Auskunft eines syrischen Militärsprechers waren die Raketen aus der Richtung der von Israel besetzten syrischen Golanhöhen abgefeuert worden. Die syrische Armee habe „die meisten der Raketen“ mit der Luftabwehr abfangen können. Fünf Personen seien getötet und 15 weitere Personen seien zum Teil schwer verletzt worden, berichtete die syrische Nachrichtenagentur SANA.

Die israelische Armeeführung äußerte sich wie üblich nicht zu den Angriffen, die offenbar von den Golanhöhen erfolgten, die Israel 1967 völkerrechtswidrig besetzt und 1981 annektiert hatte.

In Berichten über den nicht provozierten und damit völkerrechtswidrigen israelischen Angriff zitierten zahlreiche westliche Medien und Nachrichtenagenturen die in Großbritannien ansässige „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“. Deren einziger Mitarbeiter Rami Abdulrahman gab an, die Angriffe hätten Positionen iranischer Milizen und der Hisbollah (Libanon) gegolten, die „zwischen Sayeda Zeinab und Al-Diyaba im Umland von Damaskus“ stationiert seien. Feuer sei ausgebrochen und Explosionen seien zu hören gewesen. Zudem sei ein Radarsystem der syrischen Armee südlich von Damaskus in der Provinz Sweida angegriffen worden. Es habe sich um den zweiten Angriff Israel auf Syrien in diesem Jahr gehandelt, so die Einrichtung. Am 2. Januar 2023 seien bei einem Angriff auf den Flughafen von Damaskus sieben Milizen getötet worden, die vom Iran unterstützt worden seien. 1

Die Beobachtungsstelle, die auch in deutschen Medien als eine Art zivilgesellschaftliche Einrichtung dargestellt wird, die „über viele Beobachter in Syrien“ verfüge, steht samt ihrem einzigen Mitarbeiter der syrischen Opposition nah. Der britische Journalist Peter Hitchens entlarvte die offizielle Darstellung der Beobachtungsstelle, man sei nicht „mit irgendwelchen politischen Einrichtungen“ verbunden, als unwahr. Das Außenministerium sei durchaus eine offizielle Einrichtung der britischen Regierung, so Hitchens (Mai 2018) in seinem Blog. Und das Außenministerium habe ihm auf Anfrage bestätigt, dass „Großbritannien ein Projekt der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte im Wert von 195.769,60 Britischen Pfund“ finanziert habe. Das Geld sei „für Kommunikationsausrüstung und Kameras“ gewesen. 2

Im Telefongespräch mit der Autorin berichteten die beiden Damaszener Amin N. und Jalal B.*, die syrische Luftabwehr habe die israelischen Raketen über dem Zentrum der Stadt zerstört. „Hätten die Raketen ihre Ziele getroffen, gäbe es uns jetzt vermutlich nicht mehr“, so Jalal B. „In der Zitadelle traf es ein Studienzentrum für Archäologie, in Masraa gingen die Raketenteile in einem Wohngebiet nieder. In Kfar Souseh schlug die Rakete in ein Haus ein, das vor einem Schulkomplex für iranische Frauen stand“, so Jalal B. Unter den Toten seien ein Internist und eine Apothekerin, fügte Amin N. hinzu.

Nazir Awad, Generaldirektor der syrischen Antiken- und Museenbehörde berichtete von den Zerstörungen an der Zitadelle, die als Teil der Damaszener Altstadt zum syrischen Weltkulturerbe gehört. Zur Zeit des Angriffs hätten sich zehn Wächter vor Ort befunden, die physische und psychische Verletzungen erlitten hätten. Die Zitadelle sei ausschließlich ein archäologischer, kultureller und sozialer Ort mit Bildungseinrichtungen. Bei dem Angriff seien Mobiliar, Computer, Scanner und kostspielige kinematografische Ausrüstung im Institut für angewandte Kunst zerstört worden. Ein Untersuchungsteam der UNESCO werde erwartet, um die Schäden zu dokumentieren.

Sämtliche Ziele der israelischen Raketen liegen in dicht bewohnten Stadtvierteln im Zentrum von Damaskus. In unmittelbarer Nähe des Einschlagsorts in Kfar Souseh befinden sich nicht nur alte, dörfliche Teile von Kfar Souseh, sondern auch zahlreiche Regierungsstellen, darunter das Außenministerium. Hier wird aktuell mit UNO und dem IKRK (Internationales Komitee vom Roten Kreuz) die Verteilung der humanitären Hilfe für die Erdbebenopfer koordiniert.

*Namen sind der Redaktion bekannt

 

Quellen

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