Istanbul

Putin zu Gesprächen mit Erdoğan in Istanbul eingetroffen

(10.10.2016/dpa)

Erstmals seit der Aussöhnung mit der Regierung in Ankara ist der russische Staatspräsident Wladimir Putin zu einem Besuch in der Türkei eingetroffen. Putins Flugzeug landete am Montagmittag in Istanbul, wie auf Live-Fernsehbildern in türkischen Nachrichtensendern zu sehen war. Der Kremlchef nimmt in der Bosporus-Metropole am Weltenergiekongress teil, wo auch eine Ansprache von ihm auf dem Programm steht. Er kommt anschließend zu einem bilateralen Gespräch mit Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan zusammen.

Bei dem Gespräch dürfte auch der Krieg in Syrien eine Rolle spielen, bei dem Moskau und Ankara gegensätzliche Positionen vertreten. Russland unterstützt die Regierung von Baschar al-Assad, dessen Sturz Erdogan fordert.

Im Mittelpunkt des Treffens dürften aber vor allem wirtschaftliche Projekte stehen. Vor allem im Energiebereich verbinden die beiden Länder milliardenschwere Initiativen. Besonders interessant für EU-Mitglieder ist das Projekt Turkish Stream zum Transit russischen Erdgases durch das Schwarze Meer nach Südeuropa.

Die Pipeline soll vom russischen Küstenort Anapa über die Türkei bis nach Griechenland weitergebaut werden. Die beiden geplanten Stränge haben eine Gesamtkapazität von 32 Milliarden Kubikmetern. Nach Deutschland ist die Türkei der größte Abnehmer von russischem Gas.

Ein bilaterales Megaprojekt ist auch das Atomkraftwerk Akkuyu, das Russland an der Südküste der Türkei baut. Das Vorhaben hat Moskauer Medien zufolge ein Volumen von rund zwanzig Milliarden US-Dollar (rund achtzehn Milliarden Euro). Nach Fertigstellung betreibt Moskau den Reaktor vorerst selbst und hat von Ankara lukrative Zusagen für die Stromabnahme erhalten.

Auch im Geldgeschäft sind die Verbindungen eng. Die türkische DenizBank gilt seit 2012 als wichtigste Auslandsinvestition von Russlands größtem Geldhaus Sberbank. Allerdings hält sich der Gewinn für Moskau Analysten zufolge in Grenzen. Umgekehrt ist Russland ein bedeutender Markt für den Obst- und Gemüse-Export aus der Türkei.

Unter den vor der Aussöhnung verhängten Sanktionen hat besonders die türkische Tourismusbranche gelitten – die wegen der zunehmenden Terrorgefahr und des Putschversuches Mitte Juli ohnehin am Boden liegt. Im Juni und Juli lagen die Besucherzahlen aus Russland um mehr als 93 Prozent unter denen der jeweiligen Vorjahresmonate, im August lag das Minus bei knapp 84 Prozent. Anfang September nahmen russische Chartermaschinen die Flüge in die Türkei wieder auf.

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